Читать книгу «Morde am Hinterkreuz» онлайн полностью📖 — Madina Fedosova — MyBook.
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Nachdem Sie das Dorf verlassen hatten, hätten Sie gespürt, wie der Asphalt, auf dem Sie es gewohnt waren zu gehen, endet und sich unter Ihren Füßen ein schmaler, staubiger Feldweg befindet, der sich zwischen Feldern und kleinen Wäldern hindurchschlängelt. Diese Straße wand sich wie eine Schlange in Richtung Horizont und lockte und ängstigte gleichzeitig mit ihrer Unbekanntheit. Sie hätten von der Eibergstraße auf diesen Feldweg abbiegen müssen, um das ruhige und gemütliche Groben hinter sich zu lassen und in die Welt der ländlichen Einöde einzutauchen.

Auf dem Weg über diese staubige Straße hätten Sie bemerkt, wie sich die Landschaft allmählich verändert. Die Felder wichen spärlichen Wäldern, die Luft erfüllte sich mit dem Duft von Erde und Wildkräutern. Und etwa einen halben Kilometer von der Straße entfernt, über der umliegenden Landschaft thronend, hätten Sie eine einsame “Windfichte” gesehen. Dies war eine ungewöhnliche Fichte mit einem krummen Stamm und Ästen, die wie vom Wind nach außen gekehrt waren. Sie diente den Einheimischen als Orientierungspunkt und wies den Weg nach Hinterkaifeck.

Vor Ihnen, wohin Sie auch blickten, erstreckte sich ein endloses Panorama der bayerischen Landschaft. Goldene Weizenfelder, die bereits zur Ernte bereit waren, wechselten sich mit smaragdgrünen Wiesen ab, auf denen Kühe grasten. Weit am Horizont waren dunkle Wälder zu sehen, wie uneinnehmbare Mauern, die diese stille und ruhige Welt umgaben. Aber Ihre Aufmerksamkeit war auf einen Orientierungspunkt gerichtet, der sich über dieses idyllische Bild erhob.

Ihr Weg führte zu einer einsamen “Windfichte”, die schon von weitem sichtbar war. Diese riesige, uralte Fichte schien schon seit unvordenklichen Zeiten hier zu wachsen, Generationen von Menschen überlebt und viele historische Ereignisse miterlebt zu haben. Sie unterschied sich von anderen Bäumen nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihr ungewöhnliches Aussehen. Ihr mächtiger Stamm war stark gekrümmt, wie in einem ewigen Kampf mit den starken Winden, die von den Bergen her wehten.

Nachdem Sie die letzten Häuser von Groben passiert hatten, die im Grün der Gärten und Obstgärten versunken waren, hätten Sie gespürt, wie sich die Straße, wie ein Lebewesen, zwischen den Feldern hindurchzuwinden beginnt und Sie immer weiter in das Innere der bayerischen Landschaft führt. Die Welt um Sie herum schien sich zu verengen, der Horizont rückte näher, und die Dunkelheit, selbst am Tag, begann sich zu verdichten, als ob sie etwas Unheilvolles vorhersagen würde.

Links von der Straße, soweit das Auge reichte, waren sorgfältig bearbeitete Ackerflächen zu sehen, die ordentlich mit Getreide bestellt waren. Die geraden Reihen von Ähren, die sich im Wind wiegten, erweckten den Eindruck von Frieden und Wohlstand.

Auf der rechten Seite erstreckte sich der Wald, düster und stumm, wie ein Lebewesen, das seiner Beute auflauert. Seine dichten Kronen, die das Sonnenlicht abschirmten, warfen lange, unheilvolle Schatten auf den Boden. Es schien, als ob sich in der Tiefe des Waldes unsichtbare Augen verstecken, die jeden Ihrer Schritte beobachten. Die Stille des Waldes war trügerisch, sie unterstrich nur seinen unheilvollen Charakter.

Ein Wind, durchdringend und kalt, wehte von den Feldern her, kroch unter die Kleidung und ließ Sie zittern. Er pfiff in den Ohren und übertönte alle anderen Geräusche, doch manchmal, durch dieses Pfeifen hindurch, drangen seltsame, beängstigende Geräusche aus dem Wald. Entweder das Heulen wilder Tiere, das Flüstern alter Bäume oder das Stöhnen verirriter Seelen. Diese Geräusche erfüllten Sie mit Unruhe und einer Vorahnung von Unglück und zwangen Sie, sich auf der Suche nach Gefahr umzusehen. Jeder Schritt, den Sie auf dieser Straße machten, brachte Sie näher an die Farm Hinterkaifeck, an den Ort, an dem Sie Schrecken und Verzweiflung erwarteten.

Genau dorthin, zu dieser Windfichte, dreihundertfünfzig Meter nach der Abzweigung von der Eibergstraße, sollten Sie Ihren Blick richten. Dort, im Schatten der Fichte, befand sich der Punkt, an dem die Welt endete und der Albtraum begann. Und wo sich die Farm Hinterkaifeck in todesstiller Stille verbarg und erwartete. Es war ein Ort, an dem die blutgetränkte Erde ihre schrecklichen Geheimnisse barg.

Der genaue Zeitpunkt des Baus der Farm Hinterkaifeck ist leider in keinen Dokumenten festgehalten, die Forschern zugänglich sind. Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen und viele Archive sind verloren gegangen oder zerstört worden. Doch nach den erhaltenen fragmentarischen Informationen, Fotografien und Beschreibungen von Augenzeugen sowie dem Baustil des Gebäudes zu urteilen, kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die Farm wahrscheinlich im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert, in der Zeit der aktiven Entwicklung der Landwirtschaft in Bayern, errichtet wurde.

Das Gebäude war ein für Bayern zu jener Zeit typisches Bauernhaus: ein zweistöckiges Gebäude aus massivem Stein und Holz, Materialien, die in dieser Gegend verfügbar waren. Der Stein sorgte für die Festigkeit und Haltbarkeit der Konstruktion, während das Holz für den Bau von Decken, Wänden und Dach verwendet wurde.

Hinterkaifeck war so angelegt, dass seine Bewohner leben und arbeiten konnten, ohne das Gelände des Komplexes verlassen zu müssen. Das Wohnhaus, die Wirtschaftsgebäude und sogar der Stall waren zu einem Ganzen verbunden und bildeten ein komplexes System aus Übergängen und Korridoren. Dies schuf ein Gefühl von Abgeschiedenheit und Schutz, machte die Farm aber gleichzeitig verwundbar. Gerade aufgrund dieser Abgeschlossenheit und der Möglichkeit, sich zwischen den Gebäuden zu bewegen, ohne ins Freie zu gehen, konnte der Täter sein Vorhaben ausführen, ohne lange Zeit unbemerkt zu bleiben.

Das Dach der Farm war mit roten Ziegeln gedeckt, die im traditionellen bayerischen Stil verlegt waren. Die Ziegel schützten das Haus vor dem Wetter und hielten es im Winter warm und im Sommer kühl. Das Dach hatte ein steiles Gefälle, wodurch der Schnee leicht abrutschen konnte, ohne die Konstruktion zusätzlich zu belasten.

Unmittelbar an das Haus angrenzend befanden sich die für die Landwirtschaft und die Sicherstellung des Lebens der Bauernfamilie notwendigen Wirtschaftsgebäude: ein geräumiger Schuppen zur Lagerung von Heu und Getreide, ein Stall zur Unterbringung von Pferden und anderen Haustieren, eine Scheune zur Lagerung landwirtschaftlicher Geräte und andere Nebengebäude, wie z. B. ein Holzschuppen, ein Hühnerstall und ein Schweinestall.

All diese Gebäude bildeten einen einzigen Komplex, der eng mit dem Leben der Bauernfamilie verbunden war und sie mit allem versorgte, was sie zum Überleben und Gedeihen benötigten. Die Farm Hinterkaifeck war nicht nur ein Haus, sondern eine ganze Welt, in der sich das Leben mehrerer Generationen bayerischer Bauern entfaltete.

Die Farm Hinterkaifeck wurde, wie viele andere bäuerliche Betriebe in Bayern, höchstwahrscheinlich von einem Vertreter der Familie Gruber erbaut, die sie über mehrere Generationen besaß und sie von Hand zu Hand weitergab, vom Vater zum Sohn, vom Großvater zum Enkel. Dies war das Land der Vorfahren, die Wurzeln der Familie, die Quelle ihres Lebens und ihres Wohlstands. Sie investierten ihre Arbeit, ihre Hoffnungen, ihre Träume in dieses Land.

Die Lage von Hinterkaifeck war relativ abgelegen. Bis zu den nächsten Häusern war es eine ordentliche Entfernung und bis zum Dorf Groben selbst waren es mehrere Kilometer. Aufgrund der Abgeschiedenheit war die Farm ziemlich isoliert von der Außenwelt. Eine schmale unbefestigte Straße, umgeben von Wald, führte zur Farm. Dies schuf ein Gefühl der Abgeschiedenheit von der Außenwelt, was bei den tragischen Ereignissen im Frühjahr 1922 eine verhängnisvolle Rolle spielte. Die Farm lag abseits von belebten Hauptstraßen und Verkehrswegen, was den Zugang zu ihr erschwerte und sie verwundbar machte.

Die Farm selbst, wenn Sie sie in jenen letzten friedlichen Tagen hätten sehen können, war ein riesiges, strenges Steingebäude, das in seiner Form an ein riesiges lateinisches “I” (El) erinnerte. Die Wohnräume, geräumig und wahrscheinlich gut eingerichtet, machten den Hauptteil des Hauses aus, während der Stall und die Scheune unter einem Dach an sie angrenzten. So befand sich alles, was zum Leben und Arbeiten auf der Farm benötigt wurde, unter einem Dach, in enger Verflechtung. Dies, kombiniert mit der Abgeschiedenheit der Farm, schuf eine Atmosphäre der Autarkie und Abgeschlossenheit.

Draußen, im großen offenen Hof, der mit groben Steinplatten gepflastert war, herrschte Ordnung. Auf der linken Seite stand separat ein kleiner Schuppen, der gleichzeitig als Bäckerei und Waschküche diente. Sein Schornstein ragte über das Dach hinaus und verbreitete den Duft von frisch gebackenem Brot, der jedoch nie wieder im Haus zu riechen war. Auf dem Hof, der an das Hauptgebäude angrenzte, befanden sich Schuppen zur Lagerung von Heu sowie Gehege für das Vieh, die ein für den Bauernhof typisches Bild ergaben. Alles war an seinem Platz, vertraut und ruhig.

Und doch, trotz der scheinbaren Zuverlässigkeit und Solidität, strahlte Hinterkaifeck eine gewisse Düsternis aus, als ob es ein unausgesprochenes Geheimnis barg. An stillen Abenden, wenn die Sonne hinter dem Horizont versank und der Wald von einem dichten Schatten umhüllt wurde, schien es, als ob sich die Mauern der Farm zusammenziehen und sich in den dunklen Ecken unsichtbare Beobachter verstecken würden.

Besonders unheilvoll wirkte der Dachboden. Knarrende Dielen, das Flüstern des Windes in den Ritzen und die bizarren Schatten, die das Mondlicht warf, erzeugten das Gefühl, dass dort etwas Unsichtbares und Unfreundliches hauste. Manchmal waren von dort nachts seltsame Geräusche zu hören – entweder ein Rascheln oder ein Knirschen, das das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Und obwohl sich die Familie Gruber an diese düstere Atmosphäre gewöhnt hatte und gelernt hatte, die seltsamen Geräusche zu ignorieren, lauerte tief im Inneren jedes einzelnen eine unerklärliche Angst. Angst vor der Dunkelheit, vor dem Wald, vor dem, was sich im Schatten verbirgt.

Hinterkaifeck schien auf etwas zu warten. Auf seine Stunde, um sein schreckliches Geheimnis zu enthüllen. Und diese Stunde rückte mit jeder Minute näher, mit jedem Knarren der Dielen, mit jedem Rascheln im Wald.

Kapitel 5

Das Haus, in dem das Licht erlischt

Die Farm Hinterkaifeck, versunken in der bayerischen Einöde, gehörte der Familie Gruber. Man sagte, sie lebten im Wohlstand – der Boden sei fruchtbar, das Vieh gepflegt. Aber Geld, das ist bekannt, garantiert nicht immer Frieden.

Die Grubers erfreuten sich nicht der Zuneigung ihrer Nachbarn. Sie lebten zurückgezogen, als ob sie ein Geheimnis hüteten, und das erregt immer Misstrauen. Sie wurden gemieden, hinter ihrem Rücken wurde getuschelt, sie wurden als seltsam, sogar sündhaft bezeichnet. Als ob ein alter Fluch auf der Farm lastete.

Es gibt nur wenige Dokumente über die Grubers, die Erinnerungen sind vage und die Gerüchte… die Gerüchte sind in düsteren Farben gehalten. Man spürte, dass in diesem Haus etwas nicht stimmte, dass sich hinter der äußeren Anständigkeit etwas Dunkles verbarg. Als ob sich hinter den verschlossenen Türen von Hinterkaifeck ein eigenes unheilvolles Drama abspielte, von dem niemand erfahren sollte.

Die Grubers lebten wie in einer belagerten Festung und schotteten sich nicht nur durch die steinernen Mauern der Farm, sondern auch durch eine unsichtbare Mauer der Entfremdung von der Welt ab. Nur selten sah man sie auf Dorffesten oder in der Kirche, sie teilten weder Freuden noch Leiden mit ihren Nachbarn. Und die Nachbarn waren, ehrlich gesagt, auch nicht besonders an einer Kontaktaufnahme interessiert und versuchten, sich nur im Notfall an sie zu wenden. Als ob sie spürten, dass in Hinterkaifeck etwas Unheilvolles in der Luft lag, dass man sich besser von diesem Ort fernhalten sollte.

Die einzige Ausnahme war Viktoria, die Tochter von Cäcilia und Andreas. Dieses große, schlanke Mädchen mied im Gegensatz zu ihren Eltern nicht die Außenwelt. Sie war der Faden, der Hinterkaifeck mit den umliegenden Dörfern verband. Viktoria ging in Weidhofen zur Schule, wo sie, wenn auch widerwillig, mit anderen Kindern und Lehrern verkehrte. Diese wenigen Stunden fernab der Farm waren für sie ein Hauch frischer Luft, eine seltene Gelegenheit, sich als Teil des normalen Lebens zu fühlen.

Auf dem Weg zur Schule und manchmal auch bei Besorgungen wechselte Viktoria manchmal ein paar Worte mit dem Postboten oder vorbeikommenden Händlern. Diese Gespräche waren kurz und förmlich, aber selbst sie dienten als dünner Faden, der sie mit der Außenwelt verband und sie daran erinnerte, dass sie nicht ganz vergessen war. Hilfe auf dem Hof und seltene Besuche von Gottesdiensten gaben ihr ebenfalls die Möglichkeit, der bedrückenden Atmosphäre des Hauses zumindest kurzzeitig zu entfliehen.

Über Viktoria wurde hauptsächlich Gutes berichtet – ein liebes, ruhiges Mädchen mit einer schönen Stimme. Sie war ein hübsches Mädchen, aber in ihrem Aussehen war eine seltsame Distanziertheit zu spüren. Es schien, als ob sie in ihrer eigenen Welt lebte und sich von der grausamen Realität, die sie umgab, abgeschottet hatte.

Man sagte, dass ihr Engelsgesang im Kirchenchor die Sünden sühnte, die in den Mauern der Farm begangen wurden. Aber selbst in der Kirche, an einem heiligen Ort, konnte Viktoria sich nicht völlig entspannen, als ob sie Angst hätte, dass der Schatten von Andreas sie auch dort einholen würde. Sie fürchtete ihren Vater wie das Feuer, widersprach ihm nie, vermied seinen Blick und führte widerspruchslos alle seine Befehle aus. Aber selbst das bewahrte sie nicht vor seinem Zorn – blaue Flecken, die sorgfältig unter der Kleidung versteckt waren, waren ein beredtes Zeugnis der Grausamkeit, die in Hinterkaifeck herrschte. Viktoria war nicht das einzige Kind von Cäcilia, aber von allen Kindern erreichte nur sie das Erwachsenenalter. Die ältere Schwester heiratete und zog weg, da sie das Leben an diesem verfluchten Ort nicht ertragen konnte, und ließ Viktoria allein mit ihrer Angst zurück.

Und so lebte sie, 27 Jahre alt, zerbrechlich und gebrochen, weiterhin in einem Haus, in dem Grausamkeit und Gewalt herrschten, und träumte von einer Rettung, die nie kam… Ihr Haus war eher eine Hölle, und es gab kaum Hoffnung, dass sie dieser Hölle entkommen würde.

Die Meinungen der Nachbarn gingen oft auseinander mit dem, was die Grubers selbst sahen. Und einer von denen, die diese Familie seit vielen Jahren kannten, war Kurt Wagner, der auf einer benachbarten Farm lebte:

Zeugenaussage von Kurt Wagner:

Er lebte auf einer benachbarten Farm und kannte die Familie Gruber seit vielen Jahren. Er hinterließ schwere Erinnerungen an Andreas Gruber und die Lebensbedingungen der Kinder. In seiner Aussage gab er an, dass seiner Meinung nach das Kind wahrscheinlich aufgrund mangelnder Pflege und unzureichender Ernährung gestorben sei. Wagner behauptete auch, dass er und sein Vater oft gehört hätten, wie die Kinder tagelang im Keller eingesperrt wurden, wenn sie an der Farm vorbeigingen. Abschließend fügte er hinzu: “Ich sage Ihnen ganz offen, diese Leute waren nicht gut.”

Bisher sind nur wenige Informationen über sie erhalten geblieben, als ob die Zeit und das menschliche Gedächtnis versucht hätten, ihre Namen vom Angesicht der Erde zu tilgen. Und die wenigen Informationen, die uns erreicht haben, sind größtenteils negativ gefärbt. Es scheint, als ob die Geschichte selbst versucht, uns zu warnen, indem sie davon spricht, dass sich hinter dieser wohlhabenden Fassade etwas Schreckliches verbarg.

Zeugenaussage von Hermann Bauer:

In einer im Jahr 1922 bei der Polizei eingereichten Erklärung behauptete Hermann Bauer, ein lokaler Bauer, der zeitweise mit Andreas Gruber zusammenarbeitete, Folgendes: “Die Grubers waren sehr fleißig und sparsam. Sie führten ein zurückgezogenes Leben und vermieden, wenn möglich, jeden Kontakt mit anderen Menschen.” Bauer fügte hinzu, dass die Familie Gruber trotz der durch den Krieg, den Hunger, die Hyperinflation und die politische Instabilität verursachten schweren Zeiten hart arbeitete, um ihren Hof zu erhalten.

Dieser lakonische Bericht, frei von Emotionen und persönlichen Einschätzungen, vermittelte dennoch einen Eindruck von der Familie Gruber. Sie waren fleißig und sparsam, aber gleichzeitig äußerst zurückgezogen und distanziert von der Welt um sie herum. Ihr Lebensstil war möglicherweise durch die schwierigen Umstände der Zeit bedingt, könnte aber auch auf mehr hindeuten – auf verborgene Motive, Geheimnisse und Ängste.

Die Geschichte der Farm Hinterkaifeck begann lange vor den tragischen Ereignissen des Jahres 1922. Ursprünglich gehörte dieses Land Josef Azam, dem ersten Ehemann von Cäcilia Gruber. Er war es, der mit seiner Arbeit und Ausdauer das verlassene Land in einen blühenden Betrieb verwandelte. Er baute ein gutes Haus, schaffte Vieh an und begann, die Felder zu bestellen. Hinterkaifeck wurde zum Lebenswerk, zur Verkörperung seines Traums von einem ruhigen und friedlichen Winkel, in dem er mit seiner Familie leben konnte.

Doch das Schicksal beschloss anders. Josef Azam starb und hinterließ Cäcilia als Witwe mit einer kleinen Tochter auf den Armen. Und dann trat Andreas Gruber in ihr Leben, ein starker und herrischer Mann, der ihr die Hand und das Herz anbot. Cäcilia, die Schutz und Unterstützung brauchte, willigte ein, ihn zu heiraten, und so ging die Farm Hinterkaifeck in den Besitz der Familie Gruber über.

 



 



 



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