Читать книгу «Getönte Fenster» онлайн полностью📖 — Блейка Пирс — MyBook.
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KAPITEL SECHS

“Also, die haben auf jeden Fall miteinander gevögelt, oder?“

Die Frage war direkt, auch wenn es genau die Frage war, die Chloe von Rhodes erwartet hatte, sobald sie wieder am Auto waren.

„Das ist der Eindruck, den ich bekommen habe“, sagte Chloe. „Du hast bemerkt, dass sie geweint hat, oder?“

„Ja, die roten und etwas geschwollenen Augen. Das leichte Zittern in ihrer Stimme.“

„Dann ist es klar, wieso sie die Affäre nicht zugeben wollte“, sagte Chloe. „Besonders, wenn es stimmt, was sie über ihren Mann und Bjurman gesagt hat. Macht Sinn, dass sie ihren Arsch retten will. Wenn der Mann, mit dem sie geschlafen hat, plötzlich tot ist, macht es die Aufgabe ihre Affäre zu verbergen sehr viel einfacher.“

„Trotzdem, ich finde wir sollten die Story überprüfen, dass ihr Mann angeblich auf Dienstreise ist“, sagte Rhodes. „Wir könnten wahrscheinlich unsere neuen Freunde Anderson und Benson damit beauftragen, diese Informationen zu beschaffen.“

„Du meinst, der Mörder könnte der Ehemann gewesen sein?“, fragte Chloe.

„Wahrscheinlich nicht. Aber da die Morde bisher keine Verbindung untereinander aufzuweisen scheinen, müssen wir jedes Kästchen abhacken, schätze ich.“

Chloe nickte. Es gefiel ihr, wenn sie und Rhodes so perfekt harmonierten. Ihre Partnerschaft hatte einen ziemlich holprigen Start gehabt, also war es gut, sich immer mal wieder vor Augen geführt zu bekommen, wie weit sie gekommen waren.

„Hey, Fine?“

„Ja?“

„Was ist wirklich dort draußen in Texas passiert?“

Chloe spürte wie das Nachsinnen über die Stimmigkeit ihrer Partnerschaft zu einem quietschenden Halt kam. Es ärgerte sie, dass Rhodes das ansprach – mit oder ohne Johnsons Anleitung – sie wollte aber nicht zeigen, dass es sie reizte. Sie wusste, dass das den Eindruck erwecken würde, als hätte sie etwas zu verbergen.

„Willst du die Story mit oder ohne das gesamte Familiendrama, das damit einhergeht?“

Rhodes grinste: „Ohne. Ich weiß, wie du es hasst, diesen Scheiß wieder raus zu kramen.“

Chloe zögerte einen Moment lang, unsicher, wie sie vorgehen sollte. Wenn Rhodes bloß eine Rolle spielte, dann spielte sie diese gut.

„Dad und Danielle sind bei ihm in der Wohnung in irgendeinen Streit geraten. Ich weiß nicht einmal genau, worum es ging, weil Danielle mir keine Einzelheiten nennen will. Aber am Ende denke ich, ist Dad einfach der Kragen geplatzt und…“

„Ja?“

„Rhodes, ich hoffe du nimmst das nicht persönlich, aber ich will wirklich nicht darüber reden. Nicht jetzt. Es wird mich aus dem Konzept bringen und mich davon abhalten, mich auf den Fall zu konzentrieren. Das kannst du verstehen, oder?“

„Natürlich.“

Chloe konnte nicht genau sagen, ob sie Enttäuschung in ihrer Miene und Stimme entdecken konnte, oder nicht. Sie verfluchte den Gedanken, dass Rhodes sie tatsächlich ausspionieren könnte, mit dem Auftrag alles, was sie herausfand, an Johnson und die über ihm stehenden Instanzen weiterzugeben. Doch für diesen Moment musste sie bei jedem Wort, das aus ihrem Mund kam, unglaublich vorsichtig sein.

Jedoch deutete das Schweigen, das sich zwischen ihnen einstellte, darauf hin, dass Rhodes nicht erwartet hatte auf diese Weise zurechtgewiesen zu werden. Die Luft im Auto war dick, während Rhodes sie nach Colin fuhr.

Es war so angespannt, dass Chloe einen kleinen Sprung machte, als ihr Handy klingelte. In der Hoffnung, dass Rhodes ihre Reaktion nicht bemerkt hatte, beantwortete sie schnell den Anruf.

„Hier ist Agentin Fine.“

„Agentin Fine, hier ist Deputy Anderson“, hörte sie Andersons melodische Stimme. „Ich dachte, sie sollten wissen, dass wir gerade darüber benachrichtigt wurden, dass ein Officer in Colin soeben einen Mann festgenommen hat. Er ist sich ziemlich sicher, dass es sich um Steven Fieldings Mörder handelt.“

„Irgendwelche möglichen Verbindungen zu Bjurman?“, fragte Chloe.

„Wir wissen es noch nicht. Aber ich habe denen gesagt, dass ich Sie informieren würde. Sie fertigen ihn gerade in diesem Moment erst ab. Er sollte bereit sein, vernommen zu werden, sobald Sie an der Wache ankommen.“

Chloe dankte ihr und legte auf. „Das war Anderson. Sieht so aus, als hätte die Coliner Polizei den Mörder gefasst.“

„Beider Opfer?“

„Noch weiß das keiner.“

„Tja, dann lass es uns herausfinden“, sagte Rhodes, und trat kräftiger auf das Gaspedal.

***

Die Polizeihauptwache Colins war wahrscheinlich die kleinste, die Chloe je betreten hatte. Die Eingangshalle formte ein perfektes Quadrat, in dem ein kleiner Wartebereich, winzige Arrestzellen und ein kleiner Snackbereich Platz gefunden hatten. Es roch nach Raumspray und starkem Kaffee. Der Ort machte aber einen soliden Eindruck, alles war an seinem Platz und in guter Ordnung. Wenige Sekunden nachdem Chloe und Rhodes eingetreten waren, trafen sie auf einen kleinen, aber muskulösen Mann, der in großer Eile zu sein schien. Er trug seine blaue Uniform, das Hemd klebte ihm am verschwitzten Brustkorb. Das Namensschild auf seiner linken Brusthälfte besagte Cooper.

„Die Agentinnen?“, fragte er.

„Wir sind’s“, sagte Rhodes. „Agentinnen Rhodes und Fine.“

„Fantastisch“, sagte Cooper. „Kommen Sie mit nach hinten durch.“

Er führte sie an den Arrestzellen vorbei und auf einen Flur, der in den ziemlich engen hinteren Teil des Gebäudes führte. Er machte keine Anstalten, sie in ein Büro zu bitten, sondern führte sie geradewegs durch zum hinteren Ende des Gebäudes, wo eine Wartezelle an einen separaten Raum angrenzte, in dem, so nahm Chloe an, der Verdächtige untergebracht war.

„Hier ist was wir haben“, sagte Cooper. „Vor ungefähr einer Stunde haben wir einen Anruf von Rock and Sam’s, einer Bar hier um die Ecke bekommen. Der Bartender, Sam, ist ein guter Freund von mir, ich kann für ihr bürgen. Er sagte, dass ein Typ reingekommen war, ein Typ, den er zuvor schon gesehen hatte, namens Carol Hughes. Er isst dort immer zu Mittag. Hughes bestellte das Übliche, und als er die Hand nach seinem Bier ausstreckte, bemerkte Sam eine Uhr an seinem Handgelenk. Es war eine schicke Uhr, eine die nicht wirklich zu dem Typen zu passen schien. Nicht nur das, sondern Sam hatte genau so eine Uhr in der Vergangenheit schon ein paar Mal gesehen – und zwar am Handgelenk von Steven Fielding.“

„Wirklich?“, fragte Rhodes. „Er meint, er hat dieselbe Uhr schon bei jemand anders gesehen?“

„Naja, es ist eine ziemlich einzigartige Uhr. Sie ist aus Gold – ich bin mir nicht sicher, ob es echtes Gold ist, oder nicht – und sie hat das Logo der Tennessee Volunteers auf dem Zifferblatt. Sam sagte, dass er sich genau erinnerte, dieses Logo vor ein paar Wochen auf der Uhr gesehen zu haben, die Steven trug, als er über College Football schimpfte. Als er die Uhr also an Hughes Handgelenk sah, erinnerte er sich daran, dass er gehört hatte, dass Steven vor ein paar Tagen erst bei einem abscheulichen Einbruch ermordet worden war. Er rief uns unauffällig an. Ich bin persönlich drangegangen und bin dann zur Bar, um den Kerl aufzugabeln. Er hat sich fast in die Hose gemacht, als er die Polizei in die Bar kommen sah. Hat sich gegen die Festnahme gewehrt, hat aber nichts gestanden.“

„Das klingt schon sehr eindeutig“, sagte Chloe.

„Wenn Sie die Uhr sehen wollen, sie wurde soeben konfisziert und zu den Beweismaterialien gebracht. Hab‘ sie nach Fingerabdrücken untersucht, und es scheint zwei verschiedene Paar zu geben. Ich würde mein Haus darauf verwetten, dass die einen Fielding gehören und die anderen unserem Verdächtigen.“

„Das wird nicht nötig sein“, sagte Chloe. „Ich denke, es würde reichen, wenn wir mit dem Verdächtigen sprechen könnten.“

„Fühlen Sie sich wie zuhause. Und lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas brauchen.“

Mit diesen Worten sperrte Cooper die Tür zum separaten Raum neben der Arrestzelle auf. Wie Chloe erwartet hatte, diente dieser als Verhörraum. Im Zentrum des Raumes stand ein klischeehafter Tisch, an den Carol Hughes mit Handschellen am rechten Handgelenk festgeschnallt war. Als Chloe und Rhodes den Raum betraten, sah er so aus, als würde er gleich vom Stuhl aufspringen

Er war ein sehr unauffälliger Mann. Er konnte einen Haarschnitt gebrauchen, da seine Koteletten wucherten und seine Stirn mit unordentlichen Strähnen fettigen Haares bedeckt war.  Er schaute sie mit großen Augen an und dann kam ein Ausdruck der Verwirrung über sein Gesicht. Chloe begann sich langsam zu fragen, ob Rhodes und sie zu Partnerinnen gemacht worden waren, um die Hypothese zu überprüfen, dass Verdächtige oft verblüfft waren, wenn sie zwei zierliche Frauen hereinkommen sahen. Sie fragte sich, ob eine solche Verblüffung Kriminelle aus dem Konzept bringen konnte. Wenn das FBI nach Belegen suchte, dass dies der Fall war, wäre Hughes ein großartiges Subjekt für eine derartige Studie gewesen.

„Wer zum Teufel sind Sie?“, fragte er.

Chloe zeigte ihre Dienstmarke und ihren Ausweis vor, bevor sie sich dem Tisch näherte. Es gab keine Stühle auf der anderen Seite, also blieben sie und Rhodes einfach stehen. Sie standen nah am Tisch dran, um sicherzustellen, dass Hughes sich eingesperrt und umzingelt fühlte.

„Was war ihre Beziehung zu Steven Fielding?“, fragte Chloe.

„Gar keine. Ich hatte ihn in der Bar gesehen. Sah so aus, als könnte er Geld haben.“

„Scheint ziemlich dumm zu sein, eine Uhr zu tragen, die Sie aus seinem Haus geklaut haben. Besonders nachdem Sie ihn umgebracht haben. Sehen Sie das nicht auch so?“

Ein Anflug von Wut überzog Hughes Gesicht, aber nur kurz. Offensichtich wurde seine Wut schnell von der Einsicht weggespült, wie tief er nun wirklich in der Patsche saß.

„Ich wollte das nicht“, sagte er.

„Was genau?“, fragte Rhodes.

Hughes kämpfte einen Moment lang gegen etwas an. Chloe hatte es schon oft erlebt; selbst nachdem Menschen mit ihrer eigenen Schuld konfrontiert worden waren und genau wussten, dass sie erwischt worden waren, war es oft sehr schwer für sie einzugestehen, dass sie diese moralische Grenze überschritten hatten.

„Hören Sie, ich weiß, dass es falsch war, aber ich brauchte einfach etwas extra Geld, wissen Sie? Ich habe vor drei Monaten meinen Job verloren und die Rechnungen…man, es werden einfach immer mehr. Und meine Braut, sie will…sie will nicht einmal über eine Hochzeit nachdenken, solange ich nicht stabil bin…“

„Also erschien Ihnen ein Einbruch die angemessene Lösung zu sein?“, fragte Rhodes.

Chloe hatte dasselbe gedacht, doch sie hatte nie den Sinn darin gesehen, einen Verdächtigen vor den Kopf zu stoßen. Es führte meistens nur dazu, dass alles nur noch länger dauerte. Ehrlichgesagt hatte sie sich in Bezug auf Hughes auch die ganze Zeit den Kommentar verkneifen müssen, dass es wahrscheinlich keine gute Idee war, Bars zu frequentieren, wenn er seit drei Monaten keine Arbeit mehr hatte.

„Erzählen Sie uns der Reihe nach was passiert ist“, sagte Chloe.

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