Gleiche Mengen Arbeit werden in entfernten Epochen mit annähernd gleichen Mengen Getreides, der Hauptnahrung der Arbeiter, weit weniger aber mit gleichen Mengen Goldes und Silbers, oder vielleicht auch aller anderen Waren erkauft. Gleiche Mengen Getreide werden also in verschiedenen Zeiten denselben Sachwert haben, oder den Besitzer befähigen, annähernd dieselbe Menge Arbeit anderer Leute damit zu erkaufen oder über sie zu verfügen. Sie werden dies, sage ich, eher tun, als gleiche Mengen fast aller anderen Waren; denn genau tun es selbst die gleichen Getreidemengen nicht. Die Unterhaltsmittel des Arbeiters oder der wirkliche Preis der Arbeit ist, wie ich später zeigen werde, unter verschiedenen Umständen sehr verschieden: reichlicher bemessen in einer zur Wohlhabenheit fortschreitenden, als in einer stillstehenden Gesellschaft, und reichlicher in einer stillstehenden, als in einer rückwärtsgehenden. Alle andern Waren jedoch werden zu einer gewissen Zeit eine größere oder kleinere Menge Arbeit erkaufen, je nach der Menge von Lebensmitteln, welche sie zu dieser Zeit kaufen können. Eine in Getreide ausbedungene Rente ist daher nur den Veränderungen in der Arbeitsmenge unterworfen, die eine bestimmte Getreidemenge kaufen kann. Eine in irgendeiner anderen Ware ausbedungene Rente ist dagegen nicht nur den Veränderungen der mit einer gewissen Getreidemenge erkaufbaren Arbeitsmenge, sondern auch den Veränderungen der mit einer bestimmten Menge jener Ware erkaufbaren Menge Getreide ausgesetzt.
Man muss indes beachten, dass der Wert einer Getreiderente sich zwar von Jahrhundert zu Jahrhundert viel weniger verändert, als der einer Geldrente, dafür aber von Jahr zu Jahr desto mehr schwankt. Der Geldpreis der Arbeit schwankt nicht, wie ich später zu zeigen suchen werde, von Jahr zu Jahr mit dem Geldpreise des Getreides, sondern scheint sich überall nicht dem zeitweiligen oder gelegentlichen, sondern dem Durchschnitts- oder gewöhnlichen Preise dieses Lebensbedürfnisses anzupassen. Der Durchschnitts- oder gewöhnliche Preis des Getreides wird wiederum, wie ich gleichfalls später zeigen werde, durch den Wert des Silbers, durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der den Markt mit diesem Metall versehenden Bergwerke oder durch die Arbeitsmenge, die aufgewendet und folglich des Getreides, das verzehrt werden muss, um eine bestimmte Menge Silbers aus den Bergwerken auf den Markt zu bringen, bestimmt. Der Wert des Silbers aber ändert sich zwar zuweilen beträchtlich von Jahrhundert zu Jahrhundert, doch selten bedeutend von Jahr zu Jahr; sondern er bleibt oft ein halbes oder ein ganzes Jahrhundert hindurch derselbe oder nahezu derselbe.
Mithin kann auch der gewöhnliche oder durchschnittliche Geldpreis des Getreides während einer solchen Periode derselbe oder nahezu derselbe bleiben, und mit ihm auch der Geldpreis der Arbeit, vorausgesetzt natürlich, dass die Gesellschaft auch in anderer Beziehung in derselben oder nahezu derselben Lage verharrt. Mittlerweile kann der zeitweilige und gelegentliche Preis des Getreides oft in dem einen Jahre doppelt so hoch sein als im vorhergehenden, und z. B. der Quarter zwischen fünfundzwanzig und fünfzig Schilling schwanken. Wenn aber das Getreide auf letzterem Preise steht, so wird nicht nur der nominelle, sondern auch der Sachwert einer Getreiderente gegen die vorhergehende der doppelte sein oder man wird dafür die doppelte Menge Arbeit oder die doppelte Menge der meisten anderen Waren zur Verfügung haben, da der Geldpreis der Arbeit und mit ihm der der meisten anderen Dinge während all dieser Schwankungen unverändert bleibt.
Es leuchtet also ein, dass die Arbeit sowohl das einzige allgemeine, als das einzige genaue Maß des Wertes oder der einzige Maßstab ist, nach welchem die Werte der verschiedenen Waren immer und überall verglichen werden können. Es ist einzuräumen, dass wir den wirklichen Wert verschiedener Waren nicht von Jahrhundert zu Jahrhundert nach den Mengen Silber, die dafür gegeben werden müssen, auch nicht von Jahr zu Jahr nach den Getreidemengen schätzen können. Aber nach den Arbeitsmengen kann man ihn mit der größten Genauigkeit sowohl von Jahrhundert zu Jahrhundert, als von Jahr zu Jahr schätzen. Von Jahrhundert zu Jahrhundert ist Getreide ein besserer Maßstab als Silber, weil von Jahrhundert zu Jahrhundert für gleiche Getreidemengen viel eher die nämliche Arbeitsmenge zu haben sein wird, als für gleiche Mengen Silber. Umgekehrt ist das Silber ein besserer Maßstab von Jahr zu Jahr als das Getreide, weil für gleiche Mengen Silber viel eher die nämliche Menge Arbeit zur Verfügung stehen wird.
Obschon es aber bei Feststellung immerwährender Renten oder selbst bei Abschließung sehr langer Pachtverträge von Nutzen sein kann, zwischen dem wahren und dem nominellen Preis zu unterscheiden, so hat es doch keinen Nutzen beim Kauf und Verkauf, den gewöhnlicheren und häufigeren Geschäften des menschlichen Lebens.
Zu derselben Zeit und an demselben Orte stehen der wirkliche und der nominelle Preis aller Waren in genauem Verhältnis zu einander. Je mehr oder weniger Geld man für eine Ware z. B. auf dem Londoner Markte erhält, desto mehr oder weniger Arbeit wird man zu dieser Zeit und an diesem Orte dafür kaufen und erhalten können. Zu derselben Zeit und an demselben Ort ist daher Geld der genaue Maßstab des wirklichen Tauschwerts aller Waren. Doch ist dies eben nur zu derselben Zeit und an demselben Ort der Fall.
Obgleich an entfernten Plätzen kein geregeltes Verhältnis zwischen dem wirklichen und dem Geldpreise der Waren besteht, so hat doch der Kaufmann, der Güter von einem Ort zum andern bringt, nichts als ihren Geldpreis oder den Unterschied zwischen der Menge Silber, für die er sie kauft, und der, für die er sie wahrscheinlich verkaufen wird, zu beachten. Für eine halbe Unze Silber mag zu Canton in China mehr Arbeit und mehr an Lebens- und Genussmitteln zu haben sein, als für eine Unze in London. Eine Ware, die in Canton für eine halbe Unze Silber verkauft wird, kann mithin an diesem Ort in Wirklichkeit teurer und für ihren Besitzer von größerer Bedeutung sein, als es eine Ware, die in London für eine Unze verkauft wird, für ihren Besitzer in London ist. Wenn jedoch ein Londoner Kaufmann zu Canton für eine halbe Unze Silber eine Ware kaufen kann, die er hernach in London für eine Unze zu verkaufen imstande ist, so gewinnt er hundert Prozent bei dem Handel, gerade so viel, als wenn eine Unze Silber in London ganz denselben Wert hätte, als in Canton. Es kommt für ihn nicht in Betracht, dass er für eine halbe Unze Silber in Canton mehr Arbeit und eine größere Menge Lebens- und Genussmittel zur Verfügung haben würde, als für eine Unze in London. Eine Unze verschafft ihm auch in London doppelt so viel, als was ihm eine halbe Unze daselbst verschaffen könnte, und das ist es gerade, was er wünscht.
Da es also der nominelle oder Geldpreis ist, der schließlich über die Vorsichtigkeit und Unvorsichtigkeit aller Käufe und Verkäufe entscheidet, und deshalb fast alle Geschäfte des täglichen Lebens, in denen es auf den Preis ankommt, regelt, so ist es kein Wunder, dass man auf ihn so viel mehr als auf den wirklichen Preis geachtet hat.
In einem Werke jedoch, wie das gegenwärtige, kann es zuweilen nützlich sein, die wirklichen Werte einer Ware zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, oder die verschiedenen Grade der Macht über die Arbeit anderer, die sie in verschiedenen Fällen ihren Besitzern verliehen haben kann, zu vergleichen. Wir müssen in diesem Falle nicht sowohl die verschiedenen Mengen Silber, für die die Ware gewöhnlich verkauft wurde, als die verschiedenen Mengen Arbeit, die für jene verschiedenen Mengen Silber zu kaufen waren, vergleichen. Allein die üblichen Preise der Arbeit in entlegenen Zeiten und Orten sind kaum jemals mit einiger Genauigkeit zu ermitteln. Die Getreidepreise sind, obwohl auch sie nur an wenigen Orten regelmäßig aufgezeichnet wurden, im Allgemeinen bekannt, und von Geschichtsschreibern und anderen Schriftstellern öfters erwähnt worden. Daher müssen wir uns im Allgemeinen an ihnen genügen lassen; nicht weil sie zu dem üblichen Preise der Arbeit immer genau in demselben Verhältnis ständen, sondern weil sie sich gewöhnlich diesem Verhältnis am meisten nähern. Ich werde künftig Gelegenheit haben, einige Vergleichungen dieser Art zu machen.
Bei zunehmender Betriebsamkeit fanden es die handeltreibenden Nationen zweckmäßig, verschiedene Metalle zu Geld auszuprägen; Gold für größere Zahlungen, Silber für Käufe von mäßigem Werte, und Kupfer oder ein anderes unedles Metall für Käufe von noch geringerem Belang. Doch betrachteten sie stets eines dieser Metalle vorzugsweise als Maßstab des Wertes, und dieser Vorzug scheint im Allgemeinen demjenigen Metall gegeben worden zu sein, welches sie gerade zuerst als Tauschwerkzeug gebraucht hatten. Nachdem sie einmal angefangen hatten, es als ihren Maßstab zu benutzen (was sie tun mussten, so lange sie noch kein anderes Geld hatten), blieben sie gewöhnlich dabei, auch wenn die Nötigung nicht mehr die gleiche war.
Die Römer sollen bis zum fünften Jahre vor dem ersten punischen Kriege2, wo sie zuerst Silber ausmünzten, nur Kupfergeld gehabt haben. Daher scheint Kupfer auch stets der Wertmaßstab in dieser Republik geblieben zu sein. In Rom scheinen alle Rechnungen und der Wert aller Grundstücke entweder nach Assen oder Sestertien aufgestellt worden zu sein. As war immer der Name einer Kupfermünze. Das Wort Sestertius bedeutet zwei und einen halben As. Obgleich also der Sestertius ursprünglich eine Silbermünze war, so wurde sein Wert doch in Kupfer angegeben. Von einem, der viel Geld schuldig war, sagte man in Rom, er habe viel von anderer Leute Kupfer.
Die nordischen Völker, welche sich auf den Ruinen des Römischen Reiches festsetzten, scheinen gleich im Anfang ihrer Niederlassungen Silbergeld gehabt und noch lange Zeit danach weder Gold- noch Kupfermünzen gekannt zu haben. In England gab es zur Zeit der Sachsen Silbermünzen, Gold aber wurde bis zur Zeit Eduards III. nur wenig, und Kupfer bis auf Jakob I. von Großbritannien gar nicht gemünzt. Deshalb wurden in England, und aus dem gleichen Grunde wohl unter allen andern neueren Völkern Europas, alle Rechnungen und der Wert aller Waren und Grundstücke allgemein in Silber berechnet; und wenn wir die Summe eines Vermögens angeben wollen, so sprechen wir selten von der Anzahl Guineen, sondern gewöhnlich von der Zahl Pfunde Sterling, auf die wir es schätzen.
Ursprünglich war, glaube ich, in allen Ländern nur die Münze aus demjenigen Metall, welches vorzugsweise als Wertmaßstab oder Wertmesser betrachtet wurde, gesetzliches Zahlungsmittel. In England sah man das Gold noch lange, nachdem es schon zu Geld gemünzt wurde, nicht als gesetzliches Zahlungsmittel an. Das Wertverhältnis zwischen dem Gold- und Silbergeld war nicht durch Gesetz oder Anordnung festgestellt, sondern seine Bestimmung war dem Markte überlassen. Wenn ein Schuldner Zahlung in Gold anbot, so konnte der Gläubiger eine solche Zahlung entweder ganz zurückweisen, oder sie nach einer mit dem Schuldner zu vereinbarenden Schätzung des Goldes annehmen. Kupfer ist gegenwärtig nur für die Verwechslung kleiner Silbermünzen gesetzliches Zahlungsmittel. In diesem Stadium war die Unterscheidung zwischen dem Währungsmetall und demjenigen, das dies nicht war, etwas mehr als eine bloß nominelle Unterscheidung.
Im Verlauf der Zeit, und als die Leute mit dem Gebrauch der verschiedenen gemünzten Metalle allmählich vertrauter wurden und sich folglich an das Verhältnis zwischen ihren bezüglichen Werten besser gewöhnten, fand man es in den meisten Ländern, wie ich glaube, zweckmäßig, dies Verhältnis festzustellen, und durch Gesetz zu bestimmen, dass z. B. eine Guinee von dem und dem Schrot und Korn einundzwanzig Schilling gelten oder ein gesetzliches Zahlungsmittel für eine Schuld von diesem Betrage sein solle. In diesem Stadium und während der Dauer eines derartig geregelten Verhältnisses wird die Unterscheidung zwischen dem Währungsmetall und demjenigen, das dies nicht ist, wenig mehr als eine nominelle.
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