Читать книгу «Кавказ и Чечня – обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler» онлайн полностью📖 — Джабраила Муслимовича Мурдалова — MyBook.

«Die Tschetschenen»

Forschungen zur Völkerkunde des nordöstlichen Kaukasus auf Grund von Reisen in den Jahren 1918—20 und 1927/28 von Doktor Bruno Plaetschke Assistent am Geographischen Institut der Universität Könidsberg Pr. Mit 68 Figuren und einer Karte im Text und 24 Abbildungen auf 12 Tafeln. 1929. Druck von J. J. Augustin in Glückstadt und Hamburg.

Vorwort

Von Oktober 1927 bis Februar 1928 durchwanderte ich das am Nordostabhang des Kaukasus gelegene Gebiet der Tschetschenen und Teile des nordwestlichen Daghestans kreuz und quer zu allgemein landes- und volkskundlichen Studien. Nicht ohne Absicht hatte ich mir gerade dieses Gebiet ausgewählt. Es kann nämlich ohne Umschweife gesagt werden, daß das Tschetschenengebiet vom gesamten Kaukasus bisher das unbekannteste geblieben ist. Die Gründe hierfür sind verschiedener Art. Zunächst einmal finden wir im kaukasischen Osten nicht die machtvolle eisgepanzerte Hochgebirgswelt wie in der Westhälfte des Gebirges, wenn auch die Berge des Daghestan z. B. des Eigenartigen genug bieten und auch der verwöhnteste Reisende dort auf seine Kosten kommen wird. Jedenfalls haben sich die europäischen und auch die russischen Touristen und Wissenschaftler in der Hauptsache meist nur durch die zentrale Gebirgskette zwischen Kasbek und Elbrus anziehen lassen, von einigen Ausnahmen abgesehen. Und diejenigen, die nach dem Osten gingen, wandten auch hier ihre Hauptaufmerksamkeit in der Regel nur dem Hochgebirge zu; das Mittelgebirge wurde viel weniger durchforscht. dieses nimmt aber gerade im Tschetschenengebiet den weitaus größten Raum ein, sofern man darunter alle Berge versteht, die die Schneegrenze nicht mehr erreichen. Das einzige Hochgebirge, die Pirikitelische Kette, bildet schon die südliche Grenze des Gebietes, gehört also nur mit seinem Nordhang noch zum Tschetschenengebiet.

Ein weiterer Grund, der vielleicht manchen abgehalten hat, einmal die tschetschenischen Berge aufzusuchen, war wohl der höchst üble Ruf, in dem die Tschetschenen im allgemeinen standen. Sie galten und gelten von allen Kaukasusvölkern wenn auch nicht als das wildeste, – in diesem Punkt dürften sie von den Chewsuren und den Swanen noch übertroffen werden – so doch als das unzuverlässigste und unruhigste. Raubüberfälle, bei denen es auf ein Menschenleben nicht ankommt, kommen auch jetzt noch vor, ja man kann sagen, daß nach einiger Zeit der Ruhe das Bandenunwesen gerade jetzt wieder aufzuleben beginnt; selbst die streng durchgreifenden Sowjetbehörden sind dagegen machtlos. Ich selbst kann mich freilich über Unfreundlichkeiten von seiten der Bevölkerung nicht beklagen, sondern bin, von einem Sonderfall abgesehen, überall mit Freundlichkeit, ja Herzlichkeit aufgenommen worden. Das hatte freilich seinen besonderen Grund auch darin, daß ich von einem früheren Aufenthalt in den Revolutionsjahren 1918—20 viele Bekannte in den Bergen hatte, deren Unterstützung ich mich jetzt wieder erfreuen konnte.

Wenn ich auch bei diesem ersten Aufenthalt keine wissenschaftlichen Ziele verfolgte – ich war militärisch auf Seiten der Bergvölker tätig —, so erwarb ich mir doch eine gute Kenntnis von Land und Leuten, so daß ich diesmal keine Zeit zu verlieren brauchte mit allgemeiner Orientierung.

Die vorliegende Arbeit bringt nur die volkskundlichen Beobachtungen und auch von diesen nur einen Teil. Wenn die Reise auch hauptsächlich zu allgemein landeskundlichen Studien unternommen wurde, so hatte ich doch genügend Gelegenheit, volkskundliche Beobachtungen zu machen, und das wiederum dank der engen Fühlung mit den Eingeborenen, insbesondere deswegen, weil ich Abend für Abend bei ihnen zum Übernachten einkehrte. Und das ist letzten Endes Bedingung für erfolgreiches Arbeiten.

Meine volkskundlichen Beobachtungen wurde nicht systematisch gemacht und weisen daher manche Dinge erst zu achten anfing, als es schon zu spät war und mein Aufenthalt zu Ende ging. In der Hauptsache beschränkte ich mich auf Sammlung von Materialen, die die materielle Kultur betreffen. Für genaueres Studium der geistigen Kultur, insbesondere auch der sehr interessanten gesellschaftlichen Zustände, reichte die Zeit nicht aus. Auch sind derartige Untersuchungen ohne Kenntnis der Stammessprache mit großen Schwierigkeiten verbunden. Meine russischen Sprachkenntnisse nützten mir in den entlegenen Gebirgsdörfern nicht viel, da dort Russisch nur von sehr wenigen verstanden wird, in manchen Dörfern überhaupt von niemandem. Dasselbe gilt vom Tatarischen bzw. Kumükischen, das im Daghestan vielfach als Umgangssprache dient; es ist nur den den Kumüken unmittelbar benachbarten Tschetschenen bekannt.

Bei der Unbekanntheit des Gebietes habe ich es für zweckmäßig erachtet, einen ausführlicher gehaltenen geographischen Überblick über das bereiste Gebiet voranzuschicken.1 Insbesondere ist es mir dabei um eine kurze Charakterisierung der einzelnen tschetschenischen Landschaften bzw. Gaue zu tun, zumal ich bei den volkskundlichen Ausführungen auch auf die geographische Verbreitung einzelner Erscheinungen innerhalb des Tschetschenengebietes näher eingehe. Da ferner die tschetschenische Kultur keine Sonderkultur darstellt, sondern Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit der Kultur der übrigen Kaukasusvölker überall ersichtlich werden, so erschien es mir auch nicht unangebracht, die geographische Stellung des Tschetschenengebietes im Kaukasus kurz zu kennzeichnen.

Hierzu noch einige allgemeine Bemerkungen über den Stand der völkerkundlichen Forschung in den Kaukasusländern. Wie überall in der Welt, so verschwinden auch hier die alten Volkskulturen in ihren geistigen und materiellen Bestande immer mehr und mehr und werden durch die moderne Lebensführung westeuropäischer Herkunft verdrängt, die gerade durch den Krieg und besonders den Bolschewismus aufs intensivste verbreitet und bis in die entlegensten Gebirgstäler getragen worden ist. Aber ebenso eifrig ist man dabei, das noch vorhandene aufzuzeichnen und in Museen zu sammeln, bevor es endgültig verschwindet. An dieser gegenwärtig in vollem Gange befindlichen Arbeit ist jedoch der Anteil westeuropäischer Forscher, die in früheren Jahrzehnten doch in vorderster Front standen, recht gering. Allerdings dürfte das Interesse für den Kaukasus bei uns keineswegs nachgelassen haben, eher wohl im Gegenteil. Ganz unverhältnismäßig viel stärker ist aber auf russischer Seite das Interesse für landes- und volkskundliche Forschung und für Kaukasuskunde im besonderen gestiegen. Unterstützt wird diese Bewegung durch eine straffe Organisation, die die zahlreichen jährlich in den verschiedenen Teilen des Reisenreiches arbeitenden Expeditionen nach einheitlichem Plane leitet. Das hat freilich seinen besonderen Grund auch darin, daß als Quelle für die hierzu notwendigen Mittel ausschließlich die Staatskasse in Frage kommt, wie es ja in einem kommunistischen Staate nicht anders möglich ist. Vor allem aber muß berücksichtigt werden – ein Umstand, der viel zu wenig bekannt ist —, daß die landes- und volkskundliche Forschung nicht bloß von den Russen betrieben wird, sondern daß die zahlreichen Fremdvölker des Reiches, auf die sich die Untersuchungen doch hauptsächlich erstrecken, selbst schon tatkräftig dabei mitarbeiten, das eine mehr, das andere weniger. Größere Völker, wie das alte Kulturvolk der Georgier, haben das ja auch früher schon getan, aber bei den anderen kleinen Kaukasusvölkern, besonders den Nordkaukasiern, ist der Sinn für Heimatforschung in der letzten Zeit erwacht bzw. künstlich geweckt worden im allgemeinen Zusammenhange mit der Nationalitätenpolitik der Sowjetunion. Wesentlichen Anteil daran hat die Entwicklung des Volksbildungswesens. Während meines Aufenthaltes genossen im Tschetschenengebiet ungefähr 40% aller Kinder regelmäßigen Schulunterricht, in den Dörfern der Ebene mehr, im Hochgebirge weniger. Es waren nur einige wenige, schwer zugängliche Hochgebirgstäler, in denen noch keine Schule existierte. Die Fremdvölker haben eben durch den Bolschewismus außerordentliche Vorteile erhalten; auch als Gegner des Bolschewismus muß man dies zugeben2); ihre kulturelle Entwicklung ist auf Kosten der russischen Volksteile. Voll auswirken, besonders eben auch für die Heimatforschung, wird sich diese Wandlung der Dinge erst in einigen Jahren, wenn die jüngere Generation der Fremdvölker herangewachsen sein wird. Aber auch heute hat jedes der kleinen Autonomen Gebiete des Nordkaukasus – und in den anderen Teilen des Reiches ist es ebenso ß sein eigenes kleines heimatkundliches Museum. Zentren der Forschung sind die Museen und Institute von Wladikawkas und Petrowsk (Machatschkala), in denen ständige wissenschaftliche Kräfte arbeiten, wovon periodische Veröffentlichungen zeugen. Hier wurde mir auch bereitwilligst Gastfreundschaft gewährt, wofür ich auch an dieser Stelle danken möchte.

So muß derjenige, der heute Kaukasusforschung betreibt, ganz gleich, ob in natur- oder geisteswissenschaftlicher Richtung, sich eingehend mit den Arbeiten vertraut machen, die in den letzten Jahren von russischen Forschern und eingeborenen Kaukasiern an Ort und Stelle geleistet worden sind und noch werden, wenn seine Beobachtungen und die daraus gefolgerten Schlüsse dem jeweiligen Stande der Forschung entsprechen sollen. Freilich ist diese Forderung infolge des trotz mancher Bemühungen noch mangelhaften Literaturaustausches nicht leicht zu erfüllen.

Für die Reise standen mir nur sehr geringe Mittel zur Verfügung. Ein größerer Betrag, der mir, als ich mich schon im Kaukasus befand, in großzügiger Weise vom Hamburger Museum für Völkerkunde zum Erwerb völkerkundlicher Gegenstände noch zur Verfügung gestellt wurde, kam infolge mannigfacher Schwierigkeiten leider nur zum kleinen Teile in meine Hände. Einige der mitgebrachten Gegenstände sind hier veröffentlicht; die Anfertigung der betreffenden Zeichnungen geschah in dankenswerter Weise durch das Museum. Vom allem danke ich dem Leiter der kaukasischen Abteilung des Museums, Herrn Dr. A. Byhan, für sein oft bewiesenes freundliches Entgegenkommen. Manch wertvolle Anregung erhielt ich von meinem Freunde Dr. Friedlich Baumhauer, Osterode, Ostpr., auf Grund seiner auf eigenen Forschungen beruhenden eingehenden Kenntnis der georgischen Volkskunde.

Herrn Prof. Dr. Arved Schultz, dem Direktor des Geographischen Instituts der Universität Königsberg, des deutschen Institutes, das die besten Möglichkeiten für Studien zur allgemeinen Landeskunde des russischen Ostens bietet, gilt mein besonderer Dank für das rege Interesse und die Förderung, die er meinen kaukasischen Arbeiten zuteil werden ließ sowie dafür, daß die Veröffentlichung der vorliegenden Schrift in dieser Ausstattung ermöglicht wurde. (Naheres daruber enthalt mein Aufsatz in der Zeitschrift «Osteuropa» 1928, Heft 10 «Vom kulturellen Leben in den kleinen Autonomen Gebieten des Nordkaukasus»).

A. Geographische Grundlagen. I. Grenzlinien, Ausdehnung und Bevölkerungszahl des Tschetschenengebietes

Im folgenden sei zunächst kurz der Verlauf der Grenzen des Autonomen Gebietes der Tschetschenen angegeben.

Die Süd- und Südostgrenze verläuft längs der Wasserscheide zwischen dem Flußgebiet des Terek und des Ssulak, bzw. der Ssunscha und des Andischen Koissu. Sie zieht also vom Tebulos-mta die Pirikitelische Kette, bzw. den Basch-lam3) entlang bis zum Diklos-mta und folgt dann in nördlicher Richtung der Andischen Kette bis in die Gegend des Sees Esen-am, östlich an diesem vorbeiziehend. Hier greift die Grenze südostwärts ein wenig über die Wasserscheide hinüber. Vom Kerket-Paß aus verläuft sie wieder ostwärts auf der andischen Wasserscheide, die sie erst bei den Quellen des Jarykssu endgültig verläßt. Sich nach Norden wendend zieht sie etwa 20 km auf der Wasserscheide zwischen dem Aktasch im Osten und dem Jarykssu im Westen entlang, überschreitet dann in nordwestlicher Richtung den letzten sowie die Wasserläufe des Jamanssu und nördlich der Bahn Grosny-Petrowsk auch des Akssai und erreicht den Terek bei der Stanize Schelkosawodskaja ungefähr an der Stelle, an der er seinen Lauf nach Norden zu wenden beginnt. Die Nordgrenze wird nun überall durch den Terek gebildet. Etwa 20 km östlich von Mosdok verläßt sie den Terek und überschreitet in südlicher Richtung die Höhen des Terek-Ssunscha Gebirges. In der Ssunscha-Ebene bildet sie eine nach Westen offene Schleife und zieht dann, wieder in das Gebirge eindringend, auf der Wasserscheide zwischen den beiden Nebenflüssen der Ssunscha Assa und Fortanga nach Süben zum Gebirgsknoten des Muiti-ker. Von hier steigt sie in südöstlicher Richtung ins Tal des oberen Argun hinab und erreicht, sich südwärts wendend, wieder den Tebulos-mta.

Da die Tschetschenen in geschlossener Masse beisammen wohnen, so finden sich innerhalb der gezeigten, die in tschetschenischen Dörfern wohnen. Eine Ausnahme macht nur das ganz überwiegend russische Grosny mit seiner Erdölindustrie, das bisher ein Verwaltungsgebiet für sich bildete, neuerdings jedoch zum Autonomen Gebiete der Tschetschenen geschlagen worden ist. Umgekehrt gibt es außerhalb dieses autonomen Gebietes keine Tschetschenen, abgesehen von den Bewohnen einiger weniger Dörfer, die der Sowjetrepublik Daghestan zugeteilt worden sind.

Der Gesamtflächenraum des Gebietes mag nach roher Schätzung etwa 10 000 qkm betragen, würde also nur etwa ¼ der Fläche Ostpreußens ausmachen. An Einwohnern zahlte man im Jahre 1926, 311 000 ohne die 95 000 Einwohner des Bezirkes von Grosny.

Wie ein Blick auf die Karte zeigt, besteht das Tschetschenengebiet aus einem gebirgigen und einem ebenen Teil, die ungefähr gleich groß sind.

II. Lage des Tschetschenengebietes im Gebirgsbau des Kaukasus

Der Gebirgszug des Kaukasus läßt sich zwanglos in drei große Hauptteile zerlegen, eine Einteilung, die auch von den meisten Geographen bevorzugt wird, drängt sie sich doch sozusagen von selbst auf. Die lange Kette gewaltiger Schneegipfel und Firnfelder im zentralen Teil wird zunächst als Einheit empfunden. Der Grenzpunkt gegen die beiden äußeren Drittel kann verschieden gewählt werden. Der Geologe wird als Grenze nach Osten hin die Terekschlucht annehmen, da dort die kristallinen Gesteine unter die alten dunklen Schiefer des Ostkaukasus untertauchen; orographisch wird man als östlichen Grenzpunkt des zentralen Teils besser den Gebirgsknoten des großen Borbalo betrachten. Etwa 50 km westlich des Elbrus beginnt das westliche Drittel des Gebirges, das, rasch niedriger werdend, schließlich in der Halbinsel Taman sein ende findet.

Viel klarer als das westliche Drittel erscheint das östliche als eigenartiger, selbständiger Gebirgsteil abgesetzt, der Daghestan. Dies mächtige schildartige Dreieck scheint eigentlich nur eins mit dem übrigen Gebirge gemeinsam zu haben: die gleichsinnige, geradlinig fortgesetzte Erstreckung des wasserscheidenden Kammes von WNW nach OSO. Der ganze Südhang des Kaukasus fehlt hier; er ist abgesunken. An seiner Stelle breitet sich dafür die sonnige Ebene Kachetiens. Scharf, wie abgeschnitten, liegen hier Hochgebirge und flache Niederung unvermittelt nebeneinander. Man vergleiche damit die breite Entwicklung des Südhanges im zentralen und westlichen Kaukasus. Aber auch der stehengebliebene Nordhang des Daghestans ist in seiner Gliederung und in seinem Aufbau grundverschieden von dem des zentralen Kaukasus.

Seit langem unterscheidet man am Nordhang des Kaukasus mehrere parallele Ketten, die bald mehr, bald weniger klar zu erkennen sind. Allen Teilen des Gebirges gemeinsam ist der Hauptkamm. Diesen Namen führt er nicht deswegen, weil sich in ihm das Gebirge zu seiner größten Höhe erhebt, sondern weil er die Wasserscheide überall bildet; nirgends wird er von einem Flusse durchbrochen. Die höchsten Erhebeungen finden sich vielmehr in dem ihm nördlich vorgelagerten sogenannten Seitenkamme, wie Elbrus, Koschtan-tau, Dych-tau und Kasbek. Durch viele Quertäler erscheint er in einzelne Massive aufgelöst. Mehrfach ist er durch Querjoche mit dem Hauptkamme verbunden, nach Südosten glaubt man im hohen Basch-lam und der Bogosgruppe im Daghestan zu erkennen.

Weiter unterscheidet man den Felsigen Kamm (skalistyi chrebjet der Russen), darauf folgend den Almenkamm (pastbischtschnyi chr.) und schließlich den oder die Waldigen Kämme (ljessistyi chr.). Was jedoch den Felsigen Kamm anbelangt, so muß bemerkt werden, daß dieser Name im zentralen Kaukasus gepräht wurde, wo diese Kette größere Höhen erreicht als östlich der georgischen Heerstraße; im Tschetschenengebiete zeigt er nur noch stellenweise felsigen Charakter; der Felsige Kamm ist hier größtenteils genau so mit Almen bedeckt wie der nördlich von ihm sich hinziehende sogenannte Almenkamm.

Diese langen, durch viele Quertäler in einzelne Teile aufgelösten parallelen Kettenzüge sind charakteristisch für den zentralen Kaukasus. Die äußeren Ketten werden zwar durch den Einbruchskessel von Wladikawkas teilweise unterbrochen; doch ist östlich der Georgischen Heerstraße die ganze Reihenfolge der Kämme, vom Hauptkamm bis zu den Waldigen Kämmen, wieder klar zu erkennen. Das gilt noch für die ganze westliche Tschetschnja4), doch nur bis zum Argun. Östlich dieses Flusses tritt mit Macht eine andere Erhebungsrichtung in Erscheinung, die von SW nach NO zieht und die bisher ausschlaggebende Richtung WNW-OSO weitgehend verdrängt. Diese Erhebungsrichtung SW-NO ist bestimmend für die Gestaltung des Daghestans. Dadurch kommt ein fremdes Element in das System des Kaukasus, das seinen bis dahin so einheitlichen Charakter ganz verwischt. Gleich einer ungefügen schweren Masse, gleich einem Fremdkörper scheint der Daghestan in dem sonst so wohlgeordneten Kettengefüge des Kaukasus zu hängen. Abgesehen von der anderen Orientierung seiner Gebirgszüge ist es vor allem die seltsame Abgeschlossenheit, die den Daghestan so aus dem Rahmen des übrigen Kaukasus herausfallen läßt. Ein mächtiger Kalkgebirgswall umschließt ihn im NW, N und O und zwingt die Wasser der vier Koissuflüsse, sich in einem tiefen Caňon von seltener Großartigkeit sich durch diese Mauer einen Ausweg zum Kaspischen Meere zu bahnen.

 













 



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