Lange Tage, die längsten, sachlich gesprochen und mit Bezug auf die Anzahl ihrer Sonnenstunden, denn ihrer Kurzweiligkeit vermochte astronomische Ausdehnung nichts anzuhaben, weder was jeden einzelnen betraf, noch ihre einförmige Flucht. Frühlings-Nachtgleiche lag fast drei Monate zurück, Sommerson-nenwende war da. Aber das natürliche Jahr bei uns hier oben folgte dem Kalender zurückhaltend: erst jetzt, erst dieser Tage war endgültig Frühling geworden, ein Frühling noch ohne alle Sommerschwere, würzig, dünnluftig und leicht, mit silbrig strahlender Himmelsbläue und kindlich kunterbunter Wiesen-blüte.
Hans Castorp fand an den Hängen dieselben Blumen wieder, von denen Joachim freundlicherweise ihm einige letzte einst zur Begrüßung ins Zimmer gestellt: Schafgarbe und Glockenblumen, – ein Zeichen für ihn, daß das Jahr in sich selber lief. Allein was hatte sich nun nicht alles aus dem jungen, smaragde-nen Grase der Schrägen und Wiesengebreite des Grundes an or-ganischem Leben als Stern, Kelch und Glocke oder von unre-gelmäßigerer Gestalt, die sonnige Luft mit trockener Würze er-füllend, hervorgebildet: Pechnelken und wilde Stiefmütterchen in ganzen Massen, Gänseblümchen, Margueriten, Primeln in gelb und rot, viel schöner und größer, als Hans Castorp sie im Flachlande je erblickt zu haben meinte, soweit er dort unten darauf achtgegeben; dazu die nickenden Soldanellen mit ihren gewimperten Glöckchen, blau purpurn und rosig, eine Speziali-tät dieser Sphäre.
Er pflückte von all der Lieblichkeit, trug Sträuße heim, ern-sten Sinnes und nicht sowohl zum Schmuck seines Zimmers, als zur streng wissenschaftlichen Bearbeitung, wie er es sich vorge-setzt. Einiges floristische Rüstzeug war angeschafft, ein Lehr-buch der allgemeinen Botanik, ein handlicher kleiner Spaten zum Ausheben der Pflanzen, ein Herbarium, eine kräftige Lupe; und damit wirtschaftete der junge Mann in seiner Loggia, – sommerlich gekleidet nun wieder, in einen der Anzüge, die er damals gleich mit sich heraufgebracht, – auch dies ein Merkmal der Jahresrundung.
Frische Blumen standen in mehreren Wassergläsern auf den Möbelplatten des inneren Zimmers, auf dem Lampentischchen zur Seite seines vorzüglichen Liegestuhls. Blumen, halb welk, schon matt, aber noch in Saft, fanden sich lose auf der Balkon-brüstung, am Boden der Loggia verstreut, während andere, wohlausgebreitet, zwischen Löschpapierbogen, die ihre Feuch-tigkeit tranken, der Presse von Steinen unterlagen, damit Hans Castorp die flachen Trockenpräparate mit gummierten Papier-streifen in sein Album kleben könnte. Er lag, die Knie hochge-zogen, dazu noch eins über das andere geschlagen, und während der Rücken des offen umgelegten Leitfadens auf seiner Brust einen Dachfirst bildete, hielt er das dickgeschliffene Rund des Vergrößerungsglases zwischen seine einfachen blauen Augen und eine Blüte, deren Krone er teilweise mit dem Taschenmes-ser entfernt hatte, um besser den Fruchtboden studieren zu kön-nen, und die hinter der starken Linse zum abenteuerlich flei-schigen Gebilde schwoll. Da schütteten die Staubbeutel, an der Spitze der Filamente, ihren gelben Pollen aus, vom Ovarium starrte der narbige Griffel, und legte man einen Schnitt durch ihn, so konnte man den zarten Kanal betrachten, durch den die Pollenkörner und – schlauche von zuckriger Ausscheidung in die Fruchtknotenhöhle geschwemmt wurden. Hans Castorp zählte, prüfte und verglich; er untersuchte Bau und Stellung der Kelch-und Blumenblätter wie der männlichen und weiblichen Ge-schlechtsorgane, beaufsichtigte die Übereinstimmung dessen, was er sah, mit schematischen und natürlichen Abbildungen, stellte die wissenschaftliche Richtigkeit in dem Bau ihm be-kannter Pflanzen mit Befriedigung fest und ging dazu über, sol-che, die er nicht zu nennen gewußt hätte, an der Hand des Lin-né nach Abteilung, Gruppe, Ordnung, Art, Familie und Gattung zu bestimmen. Da er viel Zeit hatte, gelangen ihm einige Fort-schritte in botanischer Systematik auf Grund vergleichender Morphologie. Unter die getrocknete Pflanze ins Herbarium schrieb er kalligraphisch den lateinischen Namen, den die hu-manistische Wissenschaft ihr galanterweise beigelegt, schrieb ih-re kennzeichnenden Eigenschaften dazu und zeigte es dem gu-ten Joachim, der sich wunderte.
Am Abend betrachtete er die Gestirne. Ein Interesse für das in sich laufende Jahr hatte ihn überkommen, – der doch schon einige zwanzig Sonnenumläufe auf Erden verbracht und sich noch niemals um dergleichen gekümmert hatte. Wenn wir selbst uns unwillkürlich in Ausdrücken wie "Frühlings-Nachtgleiche" bewegten, so geschah es in seinem Geist und schon in Hinsicht auf Gegenwärtiges. Denn dieser Art waren die Termini, die er neuerdings um sich zu streuen liebte, und auch durch hier einschlagende Kenntnisse setzte er seinen Vetter in Erstau-nen.
"Jetzt ist die Sonne nahe daran, ins Zeichen des Krebses zu treten", mochte er auf einem Spaziergang beginnen, "bist du dir darüber im klaren? Das ist das erste Sommerzeichen des Tier-kreises, verstehst du? Es geht nun über den Löwen und die Jungfrau auf den Herbstpunkt zu, den einen Äquinoktialpunkt, gegen Ende September, wenn wieder der Sonnenort auf den Himmelsäquator fällt, wie neulich im März, als die Sonne in den Widderpunkt trat."
"Das ist mir entgangen", sagte Joachim mürrisch. "Was redest denn du dir da so geläufig zusammen? Widderpunkt? Tier-kreis?"
"Allerdings, der Tierkreis; zodiacus. Die uralten Himmelszeichen, – Skorpion, Schütze, Steinbock, aquarius und wie sie hei-ßen, wie soll man sich dafür nicht interessieren! Es sind zwölf, das wirst du wenigstens wissen, drei für jede Jahreszeit, die auf-steigenden und die niedersteigenden, der Kreis der Sternbilder, durch die die Sonne wandert, – großartig meiner Ansicht nach! Stelle dir vor, daß man sie in einem ägyptischen Tempel als Deckenbild gefunden hat, – einem Tempel der Aphrodite noch dazu, nicht weit von Theben. Die Chaldäer kannten sie auch schon, – die Chaldäer, ich bitte dich, dies alte Zauberervolk, arabischsemitisch, hochgelehrt in Astrologie und Wahrsagerei. Die haben auch schon den Himmelsgürtel studiert, in dem die Planeten laufen, und ihn in die zwölf Sternbildzeichen einge-teilt, die Dodekatemoria, wie sie auf uns gekommen sind. Das ist großartig. Es ist die Menschheit!"
"Nun sagst du 'Menschheit', wie Settembrini."
"Ja, wie er, oder etwas anders. Man muß sie nehmen, wie sie ist, aber großartig ist es schon damit. Ich denke viel mit Sympa-thie an die Chaldäer, wenn ich so liege und den Planeten zuse-he, die sie auch schon kannten, denn alle kannten sie nicht, so gescheit sie waren. Aber die sie nicht kannten, kann ich auch nicht sehen, Uranus ist ja erst neulich mit dem Fernrohr ent-deckt worden, vor hundertzwanzig Jahren."
"Neulich?"
"Das nenne ich 'neulich', wenn du erlaubst, im Vergleich mit den dreitausend Jahren bis damals. Aber wenn ich so liege und mir die Planeten besehe, dann werden die dreitausend Jahre auch zu 'neulich', und ich denke intim an die Chaldäer, die sie auch sahen und sich ihren Vers darauf machten, und das ist die Menschheit."
"Na gut; du hast ja großzügige Entwürfe in deinem Kopf."
"Du sagst 'großzügig', und ich sage 'intim', – wie man es nun nennen will. Aber wenn nun also die Sonne in die Waage tritt, in zirka drei Monaten, dann haben die Tage wieder so weit abgenommen, daß Tag und Nacht gleich sind, und dann nehmen sie weiter ab bis gegen Weihnachten, das ist dir bekannt. Willst du aber, bitte, bedenken, daß, während die Sonne durch die Winterzeichen geht, den Steinbock, den Wassermann und die Fische, die Tage schon wieder zunehmen! Denn dann kommt neuerdings der Frühlingspunkt zum dreitausendstenmal seit den Chaldäern, und die Tage wachsen weiter bis übers Jahr, wenn wieder Sommeranfang ist."
"Selbstverständlich."
"Nein, das ist eine Eulenspiegelei! Im Winter wachsen die Tage, und wenn der längste kommt, 21. Juni, Sommersanfang, dann geht es schon wieder bergab, sie werden schon wieder kürzer, und es geht gegen den Winter. Du nennst das selbstverständlich, aber wenn man einmal davon absieht, daß es selbst-verständlich ist, dann kann einem angst und bange werden, momentweise, und man möchte krampfhaft nach etwas greifen. Es ist, als ob Eulenspiegel es so eingerichtet hätte, daß zu Win-tersanfang eigentlich der Frühling beginnt und zu Sommersanfang eigentlich der Herbst … Man wird ja an der Nase herum-gezogen, im Kreise herumgelockt mit der Aussicht auf etwas, was schon wieder Wendepunkt ist… Wendepunkt im Kreise. Denn das sind lauter ausdehnungslose Wendepunkte, woraus der Kreis besteht, die Biegung ist unmeßbar, es gibt keine Rich-tungsdauer, und die Ewigkeit ist nicht 'geradeaus, geradeaus', sondern 'Karussell, Karussell'."
"Hör' auf!"
"Sonnwendfeier!" sagte Hans Castorp, "Sommersonnenwende! Bergfeuer und Ringelreihn rund um die lodernde Flamme herum mit angefaßten Händen! Ich habe es nie gesehen, aber ich höre, so wird es gemacht von urwüchsigen Menschen, so feiern sie die erste Sommernacht, mit der der Herbst beginnt, die Mittagsstunde und Scheitelhöhe des Jahres, von wo es ab-wärts geht, – sie tanzen und drehen sich und jauchzen. Worüber jauchzen sie in ihrer Urwüchsigkeit, – kannst du dir das be-greiflich machen? Worüber sind sie so ausgelassen lustig? Weil es nun abwärts geht ins Dunkel, oder vielleicht, weil es bisher aufwärts ging und nun die Wende gekommen ist, der unhaltba-re Wendepunkt, Mittsommernacht, die volle Höhe, mit Weh-mut im Übermut? Ich sage es, wie es ist, mit den Worten, die mir dafür einfallen. Es ist melancholischer Übermut und über-mütige Melancholie, weshalb die Urwüchsigen jauchzen und um die Flammen tanzen, sie tun es aus positiver Verzweiflung, wenn du so sagen willst, zu Ehren der Eulenspiegelei des Krei-ses und der Ewigkeit ohne Richtungsdauer, in der alles wieder-kehrt."
"Ich will nicht so sagen", murmelte Joachim, "bitte, schiebe es nicht auf mich. Es sind ja weitläufige Dinge, mit denen du dich beschäftigst des Abends, wenn du liegst."
"Ja, ich will nicht leugnen, daß du dich nützlicher beschäftigst mit deiner russischen Grammatik. Du mußt die Sprache nächstens ja fließend beherrschen. Mensch, natürlich ein großer Vorteil für dich, wenn es Krieg gibt, was Gott verhüte."
"Verhüte? Du sprichst wie ein Zivilist. Krieg ist notwendig. Ohne Kriege würde bald die Welt verfaulen, hat Moltke gesagt."
"Ja, dazu hat sie wohl eine Neigung. Und so viel kann ich dir zugeben", setzte Hans Castorp an und wollte eben auf die Chaldäer zurückkommen, die ebenfalls Krieg geführt und Ba-bylonien erobert hätten, obgleich sie Semiten und also beinahe Juden gewesen seien, – als beide gleichzeitig gewahr wurden, daß zwei Herren, die dicht vor ihnen gingen, die Köpfe nach ihnen wandten, aufmerksam gemacht durch ihre Reden, gestört in eigener Unterhaltung.
Es war auf der Hauptstraße, zwischen dem Kurhaus und dem Hotel Belvedere, auf dem Rückweg nach Davos-Dorf Das Tal lag im Festkleide, in zarten, lichten und frohen Farben. Die Luft war köstlich. Eine Symphonie von heiteren Wiesenblumendüften erfüllte die reine, trockene, klar durchsonnte Atmosphäre.
Sie erkannten Lodovico Settembrini zur Seite eines Frem-den; doch schien es, als erkenne er seinerseits sie nicht oder als wünsche er kein Zusammentreffen, denn er wandte rasch den Kopf wieder ab und vertiefte sich gestikulierend in die Unterhaltung mit seinem Begleiter, wobei er sogar rascher vorwärts zu kommen suchte. Als freilich die Vettern, rechts neben ihm, durch heitere Verbeugung grüßten, stellte er sich wunder wie angenehm überrascht, mit "Sapristi!" und "Teufel noch ein-mal!", wollte aber nun wieder zurückhalten, die beiden vor-über – und vorangehen lassen, was sie jedoch nicht verstanden, das heißt: nicht bemerkten, weil sie keine Vernunft darin sahen. Ehrlich erfreut vielmehr, ihm nach längerer Trennung wieder zu begegnen, hielten sie sich bei ihm und schüttelten ihm die Hand, indem sie nach seinem Ergehen fragten und in höflicher Erwartung dabei zu seinem Gefährten hinüberblickten. So zwangen sie ihn, zu tun, was er offenbar lieber nicht getan hätte, was aber ihnen als die natürlichste und zu gewärtigendste Sache von der Welt erschien: nämlich sie mit jenem bekannt zu machen, – was denn also im Gehen und halben Stehenbleiben derart geschah, daß Settembrini, mit verbindenden Handbewegun-gen und lustigen Reden die Herren miteinander in Beziehung setzte, sie vor seiner Brust sich die Hände reichen ließ.
Es stellte sich heraus, daß der Fremde, der Settembrinis Jahre haben mochte, dessen Hausgenosse war: der andere Aftermieter Lukaçeks, des Damenschneiders, Naphta mit Namen, soviel die jungen Leute verstanden. Er war ein kleiner, magerer Mann, ra-siert und von so scharfer, man möchte sagen: ätzender Häßlich-keit, daß die Vettern sich geradezu wunderten. Alles war scharf an ihm: die gebogene Nase, die sein Gesicht beherrschte, der schmal zusammengenommene Mund, die dick geschliffenen Gläser der im übrigen leicht gebauten Brille, die er vor seinen hellgrauen Augen trug, und selbst das Schweigen, das er be-wahrte, und dem zu entnehmen war, daß seine Rede scharf und folgerecht sein werde. Er war barhaupt, wie es sich gehörte, und im bloßen Anzug, – sehr wohlgekleidet dabei: sein dunkelblau-er Flanellanzug mit weißen Streifen zeigte guten, gehalten mo-dischen Schnitt, wie der weltkindlich prüfende Blick der Vettern feststellte, die übrigens einem ebensolchen, nur rascheren und schärferen, an ihren Personen hinabgleitenden Blick von seiner, des kleinen Naphta Seite, begegneten. Hätte Lodovico Settembrini seinen faserigen Flaus und seine gewürfelten Hosen nicht mit so viel Anmut und Würde zu tragen gewußt, – seine Erscheinung hätte unvorteilhaft abstechen müssen von der fei-nen Gesellschaft. Sie tat esjedoch um so weniger, als die Gewürfelten frisch aufgebügelt waren, so daß man sie auf den er-sten Blick fast für neu hätte halten können, – ein Werk seines Quartiergebers zweifellos, nach beiläufiger Überlegung der jungen Leute. Wenn aber der häßliche Naphta nach der Güte und Weltlichkeit seiner Kleidung den Vettern näher stand als seinem Hausgenossen, so ordneten doch nicht alleine seine vor-gerückteren Jahre ihn mit diesem gegen die Jünglinge zusam-men, sondern entschieden noch etwas anderes, was sich am be-quemsten auf die Gesichtsfarbe der beiden Paare zurückführen ließ, nämlich darauf, daß die einen braun und rotgebrannt, die anderen aber bleich waren: Joachims Gesicht war im Laufe des Winters noch bronzefarbener nachgedunkelt, und dasjenige Hans Castorps glühte rosenrot unter seinem blonden Scheitel; aber Herrn Settembrinis welscher Blässe, die gar edel zu seinem schwarzen Schnurrbart stand, hatte die Strahlung nichts anzuhaben vermocht, und sein Genosse, obgleich blonden Haares – es war übrigens aschblond, metallisch-farblos, und er trug es glatt aus der fliegenden Stirn über den ganzen Kopf zurückgestrichen – , zeigte gleichfalls die mattweiße Gesichtshaut brünetter Rassen. Zwei von den vieren trugen Spazierstöcke, nämlich Hans Castorp und Settembrini; denn Joachim ging aus militäri-schen Gründen ohne einen solchen, und Naphta legte nach er-folgter Vorstellung sogleich wieder die Hände auf dem Rücken zusammen. Sie waren klein und zart, wie auch seine Füße sehr zierlich waren, übrigens seiner Figur entsprechend. Daß er er-kältet wirkte und auf eine gewisse schwächliche und unförderli-che Art hustete, fiel nicht auf.
Jenen Anflug von Betroffenheit oder Verstimmung beim Gewahrwerden der jungen Leute hatte Settembrini sofort mit Eleganz überwunden. Er zeigte sich in der besten Laune und machte die drei unter Scherzreden bekannt, – zum Beispiel be-zeichnete er Naphta als "Princeps scholasticorum". Die Fröh-lichkeit, sagte er, "halte glanzvoll Hof im Saale seiner Brust", wie Aretino sich ausgedrückt habe, und das sei des Frühlings Verdienst, eines Frühlings, den er sich lobe. Die Herren wüßten, daß er gegen die Welt hier oben manches auf dem Herzen habe, sooft er es sich bereits davon heruntergeredet. Ehre jedoch dem Hochgebirgsfrühling! – vorübergehend vermöge er ihn mit allen Greueln dieser Sphäre zu versöhnen. Da fehle alles Verwir-rende und Aufreizende des Frühlings der Ebene. Kein Gebrodel in der Tiefe! Keine feuchten Düfte, kein schwüler Dunst! Sondern Klarheit, Trockenheit, Heiterkeit und derbe Anmut. Es sei nach seinem Herzen, es sei süperb!
Sie gingen in unregelmäßiger Reihe, nebeneinander alle vier, so weit es möglich war, aber bald, wenn Entgegenkommende vorbeigingen, mußte Settembrini, der den rechten Flügel hielt, auf die Fahrstraße treten, bald löste ihre Front durch das Zu-rückbleiben und Einlenken einzelner Glieder, Naphtas etwa, linkerseits, oder Hans Castorps, der den Platz zwischen dem Humanisten und Vetter Joachim hatte, sich vorübergehend auf. Naphta lachte kurz, mit einer vom Schnupfen sordinierten Stimme, die beim Sprechen an den Klang eines gesprungenen Tellers erinnerte, an den man mit dem Knöchel klopft. Indem er mit dem Kopf seitlich zu dem Italiener hinüberwies, sagte er mit schleppendem Akzent:
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