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KAPITEL DREI

Keiras Wecker holte sie am nächsten Morgen zu einer wahrlich unchristlichen Zeit aus dem Schlaf. Das Ding plärrte wie ein Nebelhorn. Sie rollte sich zur Bettkante und schaltete ihn aus. Dann fiel ihr auf, dass die andere Seite des Bettes leer war. Zach hatte letzte Nacht nicht hier geschlafen.

Sie stand auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen, und warf einen Blick in das Wohnzimmer. Kein Zach. Wie sie bereits vorhergesehen hatte, war er letzte Nacht nicht mehr zurückgekommen. Wahrscheinlich war er bei Ruth geblieben.

Sie verdrängte die Enttäuschung und das Bedauern und duschte. Das warme Wasser ließ sie wünschen, einfach wieder ins Bett zu gehen. Statt dessen zog sie sich bequeme Kleidung für die lange Reise an.

Sie nahm ihre Tasche und stellte sicher, dass die Tickets und die Mappe mit den Infos da waren, die Heather ihr gegeben hatte. Zufrieden, alle nötigen Dokumente beisammen zu haben, verließ sie das Haus und stieg in ein wartendes Taxi.

Während sie zügig durch die noch leeren Straßen New Yorks fuhr, nutzte Keira die Gelegenheit, ihre rasenden Gedanken ein wenig zu sammeln. Das passierte ihr gerade alles tatsächlich. Sie würde wirklich nach Übersee fliegen, um dort zu arbeiten. Davon hatte sie immer schon geträumt. Sie hätte sich lediglich gewünscht, Zachary hätte sich mit ihr freuen können, anstatt auf Distanz zu gehen.

Der Flughafen in Newark war so voll wie die U-Bahn während der Rush Hour. Ein Flug um 5 Uhr morgens war für viele Geschäftsleute völlig normal und Keira empfand ein wenig Stolz darüber, dass sie nun dazu gehörte. Sie gab ihr Gepäck auf, hoch erhobenen Hauptes, wie ein Hollywood Superstar. Sie suchte sich einen Coffee Shop für die morgendliche Tasse und um Zeit totzuschlagen, bevor sie an Bord gehen konnte.

Während sie dort im belebten Coffee Shop saß, warf sie wieder und wieder einen Blick auf ihr Handy. Obwohl sie wusste, dass Zachary um diese Zeit noch schlafen würde, hoffte sie dennoch auf irgendein Lebenszeichen von ihm. Sie war überzeugt, das Richtige getan zu haben, als sie den Auftrag übernahm und wünschte sich, er würde das früher oder später auch einsehen. Oder ihre Beziehung war tatsächlich zum Scheitern verurteilt, so wie Bryn es vermutete. Ihre unterschiedlichen Prioritäten waren vielleicht wirklich ein Hindernis, das sie nicht überwinden konnten.

Sie schickte Zachary eine unbeschwerte Nachricht, ohne ihren Streit zu erwähnen, in der Hoffnung, dass er ihr beim Lesen einer freundlichen Nachricht gleich nach dem Aufwachen etwas besser gesonnen war.

Ihr Handy piepte und sie schaute aufgeregt auf das Display, voller Hoffnung, dass Zachary geantwortet hatte. Aber es war nur Heather, die checken wollte, ob alles geklappt hatte und sie pünktlich im Flieger sitzen würde. Enttäuscht schrieb Keira ihr zurück, dass alles in Ordnung sei.

Bald darauf wurde ihr Flug aufgerufen. Sie trank ihren Kaffee aus und ging zu ihrem Schalter. Sie nahm sich vor, Zachary anzurufen, sobald sie gelandet war. Der Zeitunterschied zwischen New York und Irland betrug vier Stunden, das musste sie unbedingt im Hinterkopf behalten, während ihres Aufenthaltes dort.

An Bord des Flugzeugs machte Keira es sich bequem und warf einen letzten Blick auf das Handy. Aber da war noch immer keine Nachricht von Zachary. Statt dessen gab es missbilligende Blicke der Flugbegleiterin, weil sie das Handy längst hätte ausschalten sollen. Keira seufzte, schaltete es aus und verstaute es in ihrer Tasche.

In dem Moment kam eine laut schwatzende Gruppe an Bord, offenbar ein Junggesellenabschied. Keira stöhnte auf. Der Flug war lang, sieben Stunden, um genau zu sein, nach Shannon im County Clare. Es würde schon dunkel sein, wenn sie ankam, aber ihr Körper würde denken, es wäre erst Mittag. Sie hatte gehofft, während des Fluges ein wenig schlafen zu können, aber die laute Männergruppe würde das wohl zu verhindern wissen.

Das Flugzeug bewegte sich zur Startbahn. Keira versuchte, die lärmende Partygruppe auszublenden, indem sie Ohrstöpsel benutzte und die Augen schloss. Aber das reichte leider nicht, um die lauten Männer zu ignorieren.

Das Flugzeug erhob sich in die Lüfte und Keira ging zu Plan B über: Koffein. Sie bestellte einen Kaffee bei der Flugbegleiterin, wohl wissend, dass es der erste von vielen sein würde. Sie trank ihn mit einigem Missfallen über den Lärm der Partytypen.

Schließlich nahm sich Keira die Mappe vor, die Heather vorbereitet hatte, mit Infos und Hinweisen.

Es gibt keine Taxis, daher wird auf dem Parkplatz ein Leihwagen für dich stehen. Ich hoffe, du kannst mit einem Schaltknüppel umgehen. Und vergiss nicht, auf der LINKEN Seite zu fahren.

Der Gedanke, mit reichlich Schlafmangel zu fahren, behagte Keira gar nicht. Sie war schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefahren, normalerweise nahm sie die U-Bahn. Schaltknüppel bedeuteten einen zusätzliche Herausforderung. Links zu fahren, würde sich als noch schwieriger erweisen. Wenn sie nicht sofort einen Unfall fabrizieren wollte, musste sie noch viel mehr Kaffee trinken!

Du wohnst in einem traditionellen irischen Pub und Bed & Breakfast, erwarte also kein Hilton. Das ist sehr rudimentär.

Das machte Keira nichts aus. Seit sie das College verlassen hatte, war sie eine hungernde Journalistin gewesen. Hotels waren seit Jahren außerhalb ihrer Preisklasse. Sie würde einen Monat lang schon damit klarkommen. Solange man nicht von ihr erwartete, dass sie ein Plumpsklo benutzen sollte, würde sie mit den rudimentären Umständen zurechtkommen.

Du hast den ersten Abend Zeit, dich einzugewöhnen, bevor die Arbeit losgeht. Wir haben dir einen Führer organisiert, der dir alles zeigt. Am nächsten Morgen triffst du den Matchmaker und Festivalveranstalter. Das Festival selbst fängt am nächsten Abend an.

Während sie die Informationen durchging, wurde Keira immer aufgeregter. Der Flug verging viel schneller, als sie erwartet hatte, was vielleicht an dem vielen Adrenalin lag, das ihr durch die Adern rauschte. Das und die Unmengen an Koffein.

Keira landete guter Dinge in Shannon, verließ das Flugzeug und trat hinaus in die kalte, frische Septemberluft. Sie hatte erwartet, grüne Hügel zu sehen, mit Schafen und Kühen. Der Flughafen in Shannon war hingegen eher nichtssagend. Langweilige, graue Industriebauten, mehr gab es nicht zu sehen.

Der Wagenverleih war auch nicht besser. Anstelle eines herzlichen, irischen Willkommens, fand sie sich einem jungen Mann mit versteinerter Miene gegenüber, der ihren Buchungsbeleg schweigend entgegennahm und ihr ebenso schweigsam die Schlüssel für den Leihwagen aushändigte.

Keira nahm die Schlüssel und fand den Wagen auf dem Parkplatz. Er war unglaublich klein. Sie stieg rechts ein und erinnerte sich an Heathers Mahnung, links zu fahren. Es dauerte einen Weile, bis sie sich mit dem Schaltknüppel und der Kupplung vertraut gemacht hatte, dann fuhr sie los. Das Navi dirigierte sie aus Shannon hinaus. Sie würde etwa eine Stunde bis Lisdoonvarna brauchen.

Sie hatte knapp die Hauptstraße verlassen, als ihr bewusst wurde, dass sie schmale, gewundene Straßen ohne Bürgersteig entlang fuhr. Es gab keine Straßenschilder und keine Ampeln. Keira umklammerte aufgeregt das Lenkrad und richtete ihre volle Konzentration auf den Weg vor ihr, er immer schmaler zu werden schien.

Nach etwa einer Viertelstunde fing sie an, sich zu entspannen. Der Verkehr war gering, was sie beruhigte, denn so lief sie weniger Gefahr, mit jemandem zusammenzustoßen. Die Umgebung war auch sehr entspannend. Man sah nichts außer Hügel und Felder mit Schafen. Das Gras war grüner als es Keira je gesehen hatte. Sie kurbelte das Fenster herunter und wollte die frische Luft einatmen. Statt dessen erwischte sie einen Schwall Mistgeruch. Sie kurbelte das Fenster schnell wieder hoch.

Da es fast keine Straßenschilder gab, war sie sehr dankbar für das Navi. Aber es gab eben auch keine Ampeln und das machte das Fahren schwieriger, weil es viele enge, schlecht einsehbare Ecken gab. Die Straßenbemalung war längst verblichen. Das Fahren auf der linken Seite war auch irritierend. Das Ganze wurde noch erschwert von der großen Zahl an Traktoren, die sie überholen musste.

Die Straße wurde schließlich so schmal, dass gerade noch genug Platz für ein Auto war. Keira wäre beinahe in den Gegenverkehr geraten und musste in die Bremsen steigen. Das Auto geriet ins Schlingern und streifte eine Hecke. Keira hob entschuldigend die Hand, aber der andere Fahrer lächelte nur freundlich, als sei das völlig normal. Er legte den Rückwärtsgang ein und machte ihr Platz. Daheim in New York hätte diese Situation dazu geführt, dass man ihr laute Flüche an den Kopf geworden hätte. Sie bekam schon jetzt einen Eindruck von der berühmten irischen Gastfreundschaft.

Ihr Herz raste immer noch von dem Schock des Beinahe-Unfalls, aber Keira schob sich langsam an dem anderen Fahrzeug vorbei.

Sie fuhr nun noch vorsichtiger, hatte noch mehr Angst auf dieser engen Straße. Sie hoffte, der Lack war ohne Kratzer aus der Begegnung mit der Hecke hervorgegangen. Sie wusste nicht, wie man daheim reagieren würde, wenn sie mit einer teuren Rechnung der Leihfirma zurück kam.

Die Reste der Aufregung, die sie anfangs noch verspürt hatte, lösten sich in Luft auf. Adrenalin und Koffein reichten eben auch nicht ewig. Statt den Anblick der wunderschönen Natur zu genießen, erschien ihr nun alles grau und trübe. Die einzigen Lebewesen weit und breit waren Schafe. Hin und wieder stand ein verlassenes, altes Farmhaus in der Landschaft und war dem Verfall ausgesetzt. Oben in den Hügeln sah Keira auch die Ruinen einer Burg, umgeben von Bäumen. Sie fragte sich, wie man ein historisches, altes Gebäude so verfallen lassen konnte.

Sie fing an, sich geistige Notizen für die Arbeit zu machen, immer unter dem zynischen Blickwinkel, den Elliot gefordert hatte. Anstatt die Schönheit des Ausblicks zu sehen, konzentrierte sie sich auf die grauen Wolken. Der wundervolle Blick über die Küste wurde ignoriert zu Gunsten der schroffen Felsen in der Ferne. Auch wenn es eigentlich atemberaubend schön war, ging Keira davon aus, dass es nicht allzu schwierig sein dürfte, diese ganze irische Romantik zu enttarnen. Sie brauchte einfach nur zu wissen, wo man etwas genauer hingucken musste und aus welchem Blickwinkel.

Sie kam durch ein paar kleine, ummauerte Orte. Einer hieß Killinaboy and sie musste laut lachen. Sie schickte ein Foto vom Ortsschild an Zachary, der das hoffentlich zu schätzen wusste.

Sie war von dem lustigen Straßenschild so abgelenkt, dass sie beinahe das nächste Hindernis übersehen hätte: eine Schafherde! Sie stieg auf die Bremse und kam gerade noch rechtzeitig zum Stehen, würgte dabei aber das Auto ab. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Sie hätte beinahe eine ganze Schaffamilie niedergemäht!

Während sie ihr rasendes Herz wieder zur Ruhe kommen ließ, machte sie ein Foto von der Schafherde und schickte das ebenfalls an Zachary mit dem Kommentar: Der Verkehr hier ist ein Alptraum.

Natürlich erhielt sie keine Antwort. Frustriert über seinen kompletten Mangel an Interesse schickte sie dieselben Bilder auch an Nina und Bryn. Beide antworteten fast umgehend mit lachenden Emojis und Keira nickte zufrieden. Wenigstens gab es noch jemanden, der sich für ihre Erlebnisse interessierte.

Keira startete den Wagen wieder und fuhr langsam an der Herde vorbei. Die Tiere glotzen sie an, als wüssten sie, was beinahe passiert wäre. Keira hätte sich beinahe laut bei ihnen entschuldigt. Es wurde langsam dunkel, was das Fahren noch schwieriger machte. Es half auch nicht, dass die einzigen Gebäude, die sie sah, Kirchen waren, mit schlichten Statuen der betenden Jungfrau Maria.

Endlich erreichte Keira Lisdoonvarna und war positiv überrascht. Immerhin schienen hier Menschen zu wohnen. Es gab Straßen mit mehr als nur einem Haus, was es immerhin fast wie eine Stadt aussehen ließ. All die Gebäude, Häuser und Geschäfte waren so winzig und malerisch, ganz nah an der Straße und in allen Farben des Regenbogens gestrichen. Keira war erleichtert, endlich an einem Ort zu sein, der nicht nur aus vereinzelten Häusern und einsamen Straßen bestand.

Sie fuhr langsamer und folgte den Straßenschildern bis sie die Adresse fand, die sie suchte, das St. Paddy's Inn. Das B&B befand sich auf der Ecke zweier Straßen, ein dreistöckiges, dunkelrotes Backsteingebäude. Von außen sah es für Keira sehr irisch aus.

Sie parkte den Wagen, sprang heraus und holte ihre Tasche aus dem Kofferraum. Sie war erschöpft und wollte sich gern ausruhen.

Aber als sie näher kam, war schnell klar, dass an Ausruhen gar nicht zu denken war. Schon von Weitem hörte sie fröhliche Unterhaltung und lautes Debattieren. Außerdem hörte sie Musik. Geige, Klavier und Akkordeon.

Die Glocke über der Tür klingelte, als sie das Gebäude betrat, einen kleinen dunklen Pub mit alten karmesinroten Tapeten und vielen runden Holztischen. Der Pub war zum Bersten gefüllt, alle hatten ein Bier in der Hand. Sie schauten sie an, als sie eintrat und konnten offenbar sofort erkennen, dass sie hier nicht hingehörte, dass sie nicht nur eine Touristin, sondern darüber hinaus auch noch Amerikanerin war.

Keira fühlte sich von dem Kulturschock ein wenig überwältigt.

„Was darf's denn sein?“, sagte eine männliche Stimme mit starkem Akzent, den Keira kaum verstehen konnte. Sie schaute zur Bar, hinter der ein alter Mann stand. Er hatte ein faltiges Gesicht und ein Büschel grauer Haare mitten auf dem ansonsten kahlen Kopf.

„Ich bin Keira Swanson“, sagte sie und trat näher. „Vom Viatorum Magazin.“

„Ich verstehe kein Wort! Lauter!“

Keira versuchte, die laute Musik zu übertönen und wiederholte ihren Namen. „Ich habe hier ein Zimmer gebucht“, fügte sie hinzu, als der Mann sie nur ratlos anschaute. „Ich bin eine Journalistin aus Amerika.“

Schließlich schien der Mann doch zu verstehen, wer sie war und warum sie hier war.

„Ja, sicher!“, rief er und grinste breit. „Von der Zeitung mit dem schicken lateinischen Namen.“

Er hatte eine warmherzige Ausstrahlung, geradezu großväterlich, und Keira entspannte sich ein wenig.

„Genau die“, bestätigte sie.

„Ich bin Orin“, sagte er. „Mir gehört St. Paddy. Ich wohne hier. Und das ist für dich.“

Ein Glas Guinness wurde vor ihr auf dem Tresen abgestellt. „Ein traditionelles St. Paddy-Willkommen.“

Keira zögerte. „Ich trinke eigentlich nicht“, sagte sie lachend.

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