Читать книгу «Umgeben Von Feinden» онлайн полностью📖 — Джека Марса — MyBook.
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Luke wollte Don fragen, ob es ihr gut ging, aber er hielt sich zurück. Er wollte Don nicht das Gefühl geben, dass er ihn in der Hand hatte – das wäre genau das, was der alte Mann wollte. Stattdessen schwieg er erneut. Die beiden Männer saßen in dem winzigen Raum und starrten sich gegenseitig an. Schließlich brach Don das Schweigen.

„Für wen arbeitest du dann, wenn nicht für das SRT? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Luke Stone sehr lange arbeitslos ist.“

Luke zuckte die Achseln. „Ich schätze, man könnte sagen, dass ich selbstständig bin, aber ich habe nur einen Kunden. Ich arbeite direkt für die Präsidentin, bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie mich anruft. Wie sie es heute Morgen getan hat, als sie mich bat, hierher zu kommen und dich zu sprechen.“

Don hob eine Augenbraue. „Selbstständig? Bezahlen sie dich wenigstens noch gut?“

„Ich habe eine Gehaltserhöhung bekommen“, sagte Luke. „Ich glaube, man hat mir einfach dein altes Gehalt dazugegeben.“

„Verdammte Regierung“, sagte Don kopfschüttelnd. „Aber das passt zu dir. Du warst nie der Typ für einen Bürojob.“

Luke antwortete nicht. Er konnte von hier aus dem Fenster sehen. Nicht, dass es einen Ausblick gab – nur die Mauer eines anderen Gebäudeflügels, über dem ein dunkler Streifen Himmel zu sehen war.

Die Anlage befand sich in den Rocky Mountains – als Luke heute Abend angekommen war, war er von dem Ausblick, der sich über den Wachtürmen, dem Beton und dem Stacheldraht bot, beeindruckt gewesen. Die Luft war kalt und die Berge waren bereits mit dem ersten Schnee bedeckt. Sogar nachts war es wunderschön.

Die Gefangenen würden diesen Ausblick jedoch nie sehen. Luke würde ganze fünf Dollar darauf wetten, dass jede Zelle in diesem Gefängnis die gleiche Aussicht genoss – eine leere Wand.

„Also, was willst du, Don? Susan hat mir gesagt, dass du Information hast, die du gerne mit mir teilen möchtest. Ich habe momentan viel in meinem Leben zu tun, aber ich bin hierhergekommen, weil das meine Pflicht ist. Ich weiß nicht, wie du in deiner jetzigen Situation überhaupt an Informationen kommen kannst…“

Don lächelte. Seine Augen zeigten jedoch keinerlei Emotion. Sie schienen wie die Augen eines Außerirdischen, echsenartig, ohne Einfühlungsvermögen, ohne Sorgen, nicht einmal Interesse spiegelte sich in ihnen. Augen von einem Wesen, das einen genau so gut fressen wie vor einem weglaufen würde, ohne etwas dabei zu empfinden.

„Es gibt hier drin einige sehr kluge Männer“, sagte er. „Du würdest nicht glauben, wie kompliziert das Kommunikationssystem unter den Gefangenen ist. Ich würde es dir gerne beschreiben – ich glaube, das fändest du äußerst faszinierend – aber ich möchte es auch nicht gefährden oder mich selbst in Gefahr bringen. Ich werde dir jedoch ein Beispiel dafür geben, wovon ich spreche. Hast du vorhin den einen Gefangenen schreien gehört?“

„Ja“, sagte Luke. „Ich habe nicht verstanden, worum es geht. Die Wachen sagten mir, er sei verrückt geworden…“ Er verstummte.

Natürlich. Der Mann hatte tatsächlich etwas gesagt.

„Richtig“, sagte Don. „Der Marktschreier. So nenne ich ihn. Er ist nicht der einzige, und das ist nicht die einzige Methode. Nicht einmal annähernd.“

„Also, was hast du für mich?“, fragte Luke.

„Es gibt eine Verschwörung“, sagte Don, wobei seine Stimme nur knapp mehr als ein Flüstern war. „Wie du weißt, sind viele der Männer hier mit terroristischen Netzwerken verbunden. Sie haben ihre eigenen Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren. Ich habe gehört, dass es in Belgien eine Gruppe gibt, die es auf die dort gelagerten alten Atomwaffen aus dem Kalten Krieg abgesehen hat. Die Sprengköpfe werden auf einem belgischen NATO-Stützpunkt nur leicht bewacht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind ein Witz. Die Terroristen, ich bin mir nicht sicher, wer genau, werden versuchen einen oder mehrere Sprengköpfe oder Raketen zu stehlen.“

Luke dachte einen Moment darüber nach. „Was würde das bringen? Ohne die nuklearen Codes sind die Sprengköpfe nicht einmal einsatzbereit. Das muss dir doch klar sein. Das wäre, als würde man sein Leben riskieren, nur um einen riesigen Briefbeschwerer zu stehlen.“

„Ich würde annehmen, dass sie die Codes haben“, sagte Don. „Entweder haben sie selbst Zugang zu den Codes, oder sie haben einen Weg gefunden, sie zu generieren.“

Luke starrte ihn an. „Selbst dann hätten sie doch keine Möglichkeit, einen Sprengkopf abzufeuern. Ohne ein Trägersystem könnte man niemals die Energie zur Detonation erzeugen. Wir sind hier nicht bei Bugs Bunny. Man kann so ein Teil nicht einfach mit einem Hammerschlag auslösen.“

Don zuckte die Achseln. „Glaub, was du willst, Luke. Ich sage dir nur, was ich gehört habe.“

„Ist das alles?“, fragte Luke.

„Das ist alles.“

„Warum sagst du uns das? Wenn jemand herausfindet, dass du Geheimnisse weitererzählst, die du hier aufgeschnappt hast… nun, ich vermute, dass diese Jungs noch in anderen Dingen gut sind außer im Kommunizieren.“

Jetzt blitzte Wut in Dons Gesicht auf, wie eine kurze Sommerwelle auf hoher See. Für einen Moment wurde alles dunkel, der Sturm tauchte auf, dann war er schon wieder weg. Er holte tief Luft, offenbar um sich zu beruhigen.

„Warum sollte ich keine Informationen teilen, die ich habe? Ich fürchte, dass du mich falsch verstehst, Luke. Ich bin immer noch ein Patriot, genau wie du, vielleicht sogar noch mehr. Ich habe mein Leben für die Vereinigten Staaten riskiert, noch bevor du geboren wurdest. Ich habe getan, was ich getan habe, weil ich mein Land liebe, und nicht aus einem anderen Grund. Nicht alle sind sich einig, dass es das Richtige war, und deshalb bin ich hier drin. Aber stell bitte nicht meine Loyalität in Frage, und auch nicht meinen Mut. Es gibt keinen Mann in dieser Einrichtung, der mir Angst macht, und das gilt auch für dich.“

Luke war immer noch skeptisch. „Und du erwartest keine Gegenleistung dafür?“

Don schwieg einen langen Moment. Er deutete auf seinen unordentlichen Schreibtisch und lächelte. Es war keine Freude in seinem Gesicht.

„Natürlich will ich etwas. Aber nichts Großes.“ Er hielt inne und schaute sich in der kleinen Zelle um. „Es macht mir nichts aus, hier zu sein, Luke. Manche Männer hier werden wirklich verrückt – aber nur die Ungebildeten. Das Leben des Geistes ist ihnen verwehrt. Mir aber nicht. Für dich scheint es vielleicht, als wäre ich hinter Betonmauern eingesperrt, aber für mich ist es hier fast wie ein Ruhestand. Ich bin vierzig Jahre lang Marathon gelaufen, ohne auch nur einmal anzuhalten. Diese Mauern halten mich nicht gefangen. Ich habe genug Leben gelebt und das alles ist immer noch hier oben drin.“

Er klopfte sich auf die Stirn.

„Ich denke viel an die alten Zeiten, die alten Missionen. Ich habe angefangen, meine Memoiren niederzuschreiben. Ich glaube, dass sie eines Tages eine faszinierende Lektüre abgeben werden.“

Er verstummte und blickte weit in die Ferne. Er starrte die Wand an, aber vor seinem inneren Auge sah er etwas anderes. „Erinnerst du dich an die Zeit in der Delta Force, als man uns in den Kongo schickte, um den Kriegsherrn Prinz Joseph zu verfolgen? Der mit all den Kindersoldaten? Die Armee des Himmels.“

Luke nickte. „Ich erinnere mich. Die hohen Tiere im JSOC wollten nicht, dass du mitgehst. Sie dachten…“

„Dass ich zu alt wäre. Das stimmt. Aber ich bin trotzdem hingegangen. Wir sind nachts angekommen, du, ich, wer noch? Simpson–“

„Montgomery“, sagte Luke. „Ein paar andere.“

Dons Augen blitzten auf. „Richtig. Der Pilot hat die Landung versaut und uns in den Fluss geschmissen, in einen der Nebenarme. Wir sind mit voller Wucht auf das Wasser aufgeprallt.“

„Keine schöne Erinnerung“, sagte Luke. „Ich musste dieses Nashorn erschießen.“

Don zeigte auf ihn. „Stimmt! Das hatte ich vergessen. Das Nashorn hat uns angegriffen. Ich kann es immer noch im Mondlicht sehen. Aber am Ende sind wir klatschnass in das Camp gekrochen und haben diesem mörderischen Bastard die Kehle aufgeschlitzt – haben sein ganzes Team mit einem schnellen und entschlossenen Schlag ausgelöscht. Und wir haben keinem der Kinder auch nur ein Haar gekrümmt. An diesem Abend war ich stolz auf meine Männer. Ich war stolz darauf, Amerikaner zu sein.“

Luke nickte wieder, fast lächelte er sogar. „Das ist schon lange her.“

„Für mich ist es wie gestern“, sagte Don. „Ich habe gerade erst angefangen, darüber zu schreiben. Morgen werde ich das mit dem Nashorn hinzufügen.“

Luke sagte nichts. Das war nur eine Mission, eine von vielen. Dons Memoiren würden zu einem langen Buch werden.

„Das meine ich also damit“, sagte Don. „Es ist nicht schlecht hier drin. Das Essen ist nicht einmal schlimm – nicht so schlimm, wie man erwarten würde. Ich habe meine Erinnerungen. Ich habe ein Leben. Ich habe mir eine Trainingsroutine zusammengestellt, von der ich die meisten Übungen sogar direkt hier in der Zelle machen kann. Kniebeugen, Liegestütze, sogar Yoga und Tai-Chi-Bewegungen. Ich habe eine ganze Sequenz und ich gehe sie täglich stundenlang durch, verändere sie manchmal, tausche Dinge aus. Ich trainiere damit nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Geist. Ich glaube, sie würde einen Fitness-Wahnsinn auslösen, wenn die Leute davon wüssten. Ich würde mir gerne ein Markenzeichen darauf ausstellen lassen – Prison Power. Dadurch bin ich viel besser in Form als damals, als ich noch frei in der Welt unterwegs war und tun konnte, was ich wollte.“

„Okay, Don“, sagte Luke. „Also ist das hier deine Seniorenvilla. Wie schön.“

Don hob eine Hand. „Ich will leben, möchte ich dir damit sagen. Sie werden mir die Nadel geben. Du weißt es und ich weiß es. Das will ich nicht. Hör mal, ich will realistisch bleiben. Ich weiß, dass ich keine Begnadigung bekomme, nicht so wie es momentan in der Politik aussieht. Aber wenn sich die Informationen, die ich dir gegeben habe, bewahrheiten, möchte ich, dass die Präsidentin meine Strafe in lebenslange Haft ohne die Möglichkeit auf Bewährung umwandelt.“

Luke war frustriert von diesem Treffen. Don Morris saß in etwas, was nicht mehr als ein steinernes Badezimmer war, schrieb an seinen Memoiren und entwickelte eine Fitness-Routine. Es war erbärmlich. Luke hatte Don einmal als den großen Vorbild-Amerikaner betrachtet.

Lukes Blut fing langsam an, überzukochen. Er hatte seine eigenen Probleme und sein eigenes Leben, aber das war Don natürlich egal. Don war hier zum Zentrum seines eigenen Universums geworden.

„Warum hast du es getan, Don?“ Er deutete auf seine Umgebung. „Ich meine…“ Er schüttelte den Kopf. „Schau dir diesen Ort doch nur einmal an.“

Don antwortete ohne zu zögern. „Ich habe es getan, um mein Land zu retten und ich würde es wieder tun. Thomas Hayes war der schlechteste Präsident seit Herbert Hoover. Daran habe ich keinen Zweifel. Er hat uns vor eine Wand gefahren. Er hatte keine Ahnung, wie er die amerikanische Macht in die Welt projizieren sollte und wollte das nicht einmal. Er dachte, die Welt regelt sich schon selbst. Er hat sich geirrt. Das tut sie nicht. Es gibt dunkle Mächte da draußen – dunkle Mächte, die Amok laufen, wenn wir sie auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen. Sie treten in jedes Machtvakuum, das wir ihnen hinterlassen. Sie schikanieren die Schwachen und Wehrlosen. Unsere Freunde verlieren den Glauben. Ich konnte nicht länger zusehen und diese Dinge geschehen lassen.“

„Und was hast du dafür bekommen?“, fragte Luke. „Hayes‘ Vizepräsident leitet jetzt das Land.“

Don nickte. „Richtig. Und sie hat ein größeres Paar Cojones als er sich jemals erträumt hätte. Manchmal stecken Überraschungen da, wo man sie am wenigsten erwartet. Ich bin mit Susan Hopkins als Präsidentin nicht unzufrieden.“

„Großartig“, sagte Luke. „Das werde ich ihr sagen. Ich bin sicher, sie wird sich darüber freuen. Don Morris ist mit Ihrer Präsidentschaft nicht unzufrieden.“ Er stand auf. Er war bereit zu gehen. Dieses kleine Treffen würde ihn noch lange beschäftigen.

Don sprang vom Bett auf. Er legte seine Hand wieder auf Lukes Schulter. Für eine Sekunde dachte Luke, Don würde etwas Emotionales sagen, etwas, das Luke unangenehm sein würde, wie: „Geh nicht!“

Aber das tat er nicht.

„Denk daran, was ich dir gesagt habe“, sagte er. „Wenn es stimmt, dann haben wir große Probleme. Eine Atomwaffe in den Händen von Terroristen wäre das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Sie werden nicht zögern, sie zu benutzen. Ein erfolgreicher Start und es ist vorbei. Wer wird getroffen? Israel? Auf wen würden sie ihre eigenen Atomwaffen aus Vergeltung schicken? Iran? Wie würde man das stoppen können? Gar nicht. Was ist, wenn wir getroffen werden? Oder die Russen? Oder wir beide? Was ist, wenn automatische Vergeltungsschläge ausgelöst werden? Angst. Verwirrung. Kein Vertrauen. Männer in Silos, deren Finger nur so jucken und über dem Knopf verweilen. Es gibt noch eine Menge Atomwaffen auf der Erde, Luke. Wenn auch nur eine von ihnen gestartet wird, wird der Rest folgen.“

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