Als ich mich einst in dem berühmten Kurorte Tidbury an der Marsy befand, erhielt ich den ehrenvollen Auftrag, den berühmtesten und geschäftigsten Rechtsanwalt der Stadt, Mister Boxsious, in Lebensgröße zu malen.
Es sollte das Bild auf Kosten des Magistrats und der Bürger der Stadt gemalt und, nachdem es vollendet, Mister Boxsious als ein Beweis der Liebe und Hochachtung übergeben werden, für die Verdienste, welche der vielbeschäftigte Mann der Stadt und ihren Bewohnern geleistet hatte. Auf die Empfehlung eines meiner Freunde hatte ich das Glück gehabt, diese Arbeit zu erhalten und es wurde mir ein Tag bestimmt, an welchem ich Mister Boxsious in seiner Wohnung zu einer Sitzung für das Gemälde bereit finden würde. Ich stellte mich auch pünktlich an dem bezeichneten Tage mit meinem Malerwerkzeug bei ihm ein, und wurde auch sofort in ein gut möbliertes Zimmer geführt, von welchem ich die Aussicht auf einen hübschen viereckigen Grasplatz hatte, hinter welchem sich ein neues Hotel der Stadt erhob; weiter die Straße entlang, sah ich das Haus des Doktors mit einer farbigen Laterne daran, und nicht weit davon, das des Bankiers mit einfacher Laterne, außerdem erblickte ich noch einige Privatgebäude und die Wohnungen der verschiedenen Handwerker des Ortes. Als ich eben über die verschiedenen Häuser Betrachtungen anstellen wollte, hörte ich eine kreischende unangenehme Stimme hinter mir, welche rief: »Nun, mein Herr Maler, nennen Sie das an die Arbeit gehen? Wo sind die Pinsel, der Farbendkasten und alles Übrige, was Sie zum Malen benötigen? Mein Name ist Boxsious und ich bin hier um Ihnen die Sitzung zu meinem Bilde zu gewähren!« —
Ich drehte mich um und erblickte einen kleinen krummbeinigen Mann, der die Hände in den Hosentaschen hielt. Er hatte hellgraue Augen mit geröteten Lidern und sein Haar war bereits ergraut, sein Gesicht war außergewöhnlich rot, sein Blick zeigte Unverschämtheit und Klugheit.
Als ich ihn betrachtet hatte, sagte ich mir, erstlich dass dieses kleine Männchen kein besonders günstiger Gegenstand für die Begeisterung eines Malers sei und zweitens, wie unverschämt er auch immer sein würde, wollte ich meiner Würde doch nichts vergeben.
»Ich werde gleich bereit sein!« erwiderte ich kurz.
»Fertig? – gleich?« – wiederholte mein Kunde, »wie meinen Sie das, Herr Maler? Ich bin nun bereit! Welchen Contract haben Sie mit dem Rat der Stadt abgeschlossen? Wer hat subscribirt für das Bild? Und, wo ist denn nun mein Contract? Da soll ich mich nun so ohne Weiteres malen lassen, ohne Contract, ohne irgend eine Garantie, ohne alle Logik des Gesetzes. Doch halt! Lassen Sie mich Ihre Farben sehen! Sind es auch die besten, die es gibt? Ich warne Sie, Herr, es wäre als Contractbruch zu betrachten! Und Ihre Pinsel? Nun, warum denn alte? Die Stadt bezahlt Ihnen doch die Arbeit gut, warum nehmen Sie keine neuen Pinsel? So, Sie malen besser mit alten Pinseln? Das verstehe ich nicht! meine Magd reinigt die Zimmer mit neuen Besen viel besser als mit alten, und meine Schreiber schreiben besser mit neuen Federn als mit alten. Nun, Sie sehen ja aus, als wenn Sie böse auf mich wären? Sie können es ruhig sein, das ist mir ganz gleichgültig und wenn Sie auch noch böser werden, mir ist das Alles eins! Ich bin kein Jüngling, mich rührt das nicht! Ich bin Boxsious, der Rechtsanwalt, der einzige Mann in der Welt den man beschimpfen darf, versuchen Sie nur, wenn’s beliebt!«
Dann schüttelte sich der kleine Mann und ging ans Fenster. Ich wusste nicht, was ich von diesen sonderbaren Äußerungen halten sollte. Waren sie Scherz oder Ernst? Ich nahm einen etwas strengen Blick an und bereitete mich zum Malen vor.
»Kommen Sie nur her!« rief mein Männchen von dem Fenster aus, »sehen Sie dort den dicken Mann mit der Schnupftabacksnase auf der Straße schlendern? Das ist mein Lieblings-Feind Dunball. Er hat zehn Jahre hindurch mit mir gestritten und er hat mich doch nicht aus meiner Langmut und meinem Wohlwollen für ihn heraus bringen können. Sehen Sie nur wie finster er mich ansieht; ich aber lache und nicke ihm freundlich zu: »Guten Morgen, guten Morgen, Mister Dunball!« rief der Kleine, und zu mir gewendet sagte er dann: »sehen Sie nur wie er den Kopf zurück wirft, er bläht sich stolz auf als wäre er noch viermal so dick als er wirklich ist. Ärgerlich und stolz geht er weiter! Dieser Mensch kämpft nun schon wie gesagt, zehn Jahre gegen meine Liebenswürdigkeit und reibt sich dabei auf; sollte er einmal plötzlich sterben, so werde ich die unschuldige Ursache seines Todes sein.«
Mister Boxsious unterstützte seine fatale Prophezeiung mit fortwährendem Nicken und Lachen aus dem Fenster, während das unglückliche Opfer seiner Bosheit so schnell als möglich vorüber schritt. Als er seinen Lieblingsfeind aus dem Gesichte verloren hatte, lief er einige Male das Zimmer auf und ab, während ich meine Leinwand auf der Staffelei befestigte und gerade als ich ihn bitten wollte, sich nun zur Sitzung zu bequemen, schrie er: »Nun, nun, mein Herr Maler, im Interesse Ihrer Arbeitgeber, des Rates der Stadt, frage ich Sie, wann werden Sie sich endlich an die Arbeit machen?«
»Sie erlauben mir wohl, Mister Boxsious,« hob ich an, »Sie im Interesse des Rates der Stadt zu fragen, wann Sie Ihre Spaziergänge durch das Zimmer « aufgeben und sich niedersetzen werden, damit ich Sie malen kann?«
»Ah gut gegeben, verteufelt gut!« erwiderte Mister Boxsious, »das ist das erste vernünftige Wort, welches Sie seit Ihrer Ankunft gesprochen haben, ich fange schon an Sie zu lieben!« Dann nickte er mir freundlich zu und ging zu dem hohen Sessel, welchen ich ihm zu der Sitzung hingestellt hatte.
Nachdem ich ihn so gesetzt, wie ich ihn aufnehmen wollte, bestand er darauf en face gemalt zu werden, weil der Magistrat auf diese Weise mehr für sein Geld haben würde. Dann fragte er mich, ob ich mehr so gute Aufträge habe als diesen. »Ach nein,« erwiderte ich, »ich würde bald ein armer Mann sein, wenn ich alle Gemälde in Lebensgröße ausführen müsste«
»Sie arm?« entgegnete er, »nun, das sieht man Ihnen gerade nicht an! Ihr Rock ist nicht zerrissen, Ihr Hemd ist rein und Ihr Kinn ist glatt und sorgfältig rasiert Sie haben das Aussehen eines Menschen, der in einem ordentlichen Bette schläft und nicht hungert. – Mir dürfen Sie keine Possen von Ihrer Armut aufbinden wollen. Ich weiß, wie die Armut beschaffen ist; arme Menschen haben das Aussehen einer Vogelscheuche, fühlen wie eine Vogelscheuche und wünschen behandelt zu sein wie eine Vogelscheuche. Ich kann von Armut mitsprechen, denn, ich war in Ihrem Alter arm wie eine Kirchenmaus, mein Herr Künstler!«
Mit diesen Worten warf er sich so unruhig in seinem Stuhle hin und her, dass ich ihn bitten musste, still sitzen zu bleiben.
»Es muss eine sehr angenehme Rückerinnerung für Sie sein,« sagte ich, »wenn Sie an das stufenweise Fortschreiten von der Armut zu Ihrem gegenwärtigen Wohlstand denken.«
»Stufenweise? sagen Sie,« rief Mister Boxsious aus, »ich machte diesen Sprung schnell, verdammt schnell, denn ich gewann fünfhundert Pfund an einem Tage bei meinem ersten Rechtsfall.«
»Das war allerdings eine außergewöhnliche Stufe des Fortschritts! Hätten Sie nicht Lust mir etwas aus Ihrem interessanten Leben mitzuteilen, ich würde Ihnen sehr dankbar dafür sein.«
»Ja, sehr gern, aber da müsste ich Sie doch erst im Interesse des Rates der Stadt fragen, ob Sie auch eben so ungestört malen können, wenn ich spreche, damit das Gemälde darunter keinen Schaden erleide,« fragte er.
»Im Gegenteil,« versicherte ich ihm, »ich kann viel besser malen, wenn Sie mir eine interessante Geschichte erzählen.«
»Was,« rief er aus, »ich soll Ihnen eine Geschichte erzählen? Das verstehe ich nicht, aber einen Bericht will ich Ihnen erstatten, wenn es gefällig ist!
Ich war glücklich als ich sah, wie sich der kleine Mann ruhig in seinen Stuhl zurecht setzte, bevor er zu erzählen anfing. Seine sonderbare Art und Weise machte einen solchen Eindruck auf mich, dass ich mich noch genau fast jedes seiner Worte erinnere, und ich werde ihn nun selbst seine Geschichte dem Leser erzählen lassen.
Ich bin während meines ganzen Lebens in keines Menschen Diensten gewesen, denn ich etablierte mich gleich, nachdem ich das Recht hatte zu praktizieren in einer Provinzialstadt. Ich besaß ein kleines Kapital meine Bekannte dagegen waren nur arme Leute; der eine von ihnen machte jedoch eine Ausnahme davon, dieser war der Sohn eines Mister Gatliffe, welcher der stolzeste und reichste Mann in jener Gegend war. —
»Doch, hören Sie auf mit dem Malen, denn Sie werden etwas an mir verderben; Malen und Zuhören, das geht nicht gut!«
»Ja, ja!« versicherte ich.
»Nun, Sie müssen nicht etwa glauben,« fuhr mein Nachbar fort, »dass ich Ihnen den wahren Namen jenes Mannes sagte; nein, so bloß stelle ich Niemand! Ich nannte Ihnen den ersten besten Namen, der mir über die Lippen kam. Mein Freund, der Sohn dieses Mannes, hieß Frank Gatliffe, war sehr intim mit mir und empfahl mich, wo er nur konnte. Dafür lieh ich ihm zuweilen kleine Summen – gegen geringe Zinsen – damit er nicht in die Hände der Juden fallen sollte. Dieses Geld lieh ich Mister Frank, während er auf dem College war. Als er nach Hause zurückkehrte, hatte er das Unglück sich in die Gouvernante seiner Schwester zu verlieben und er beabsichtigte auch, sie zu heiraten, so erzählte man wenigstens in der Nachbarschaft. – Sie wünschen den Namen der Dame zu wissen, nicht wahr, Herr Künstler? Nun, gefällt Ihnen »Schmidt?« —
Ich suchte Mister Frank auf er erzählte mir, dass er wirklich die Absicht habe seinen »teuren Liebling« zu heiraten, wie er das Mädchen nannte. Als der Sohn dem Vater die Absichten mitteilte, die er vor hatte, nahm die Sache den gewöhnlichen Verlauf, der Vater sagte »Nein«, wo der Sohn ein »Ja« verlangte. Die Gouvernante wurde mit einem Geschenk verabschiedet und es trat nun die Frage auf, was jetzt mit dem Sohn zu tun sei. Der junge Mann suchte seine Geliebte in London auf, die dort bei einer Tante Wohnung genommen hatte; allein diese Verwandte wollte es nicht erlauben, dass der junge Mann ohne die Erlaubnis seines Vaters bei ihr erscheine.
Darauf schrieb Frank seinem Vater, dass er ihn entweder das Mädchen heiraten lasse oder er würde sich eine Kugel durch den Kopf jagen.
Da wurde denn Familienrat gehalten und Vater, Mutter und Schwester erschienen schleunigst in London und – statt des noch fest beabsichtigten »Nein«, sagte der Alte endlich doch »Ja.«
Die Gouvernante war übrigens aus guter Familie; ihr Vater in der Armee, wurde dann Weinhändler, wurde bankrott und starb; seine Frau folgte ihm bald ins Grab nach. Es war also Niemand weiter um Erlaubnis zu fragen, als jene alte Tante, die in berechneter Vorsicht dem jungen Liebhaber die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. Man einigte sich bald und der Hochzeitstag wurde festgesetzt und in den Zeitungen las man die Anzeige, mit einer umständlichen Biographie des Vaters der Braut; dass er zuletzt, nachdem er den Militärdienst verlassen hatte, Weinhändler gewesen, davon stand kein Wort darin. —
Eines Tages begegnete mir Frank und führte mich bei seiner zukünftigen Frau ein. Unterwegs fragte er mich, ob ich ihn nicht für einen sehr glücklichen Menschen halte. Ich bejahte die Frage natürlich und bestätigte dieselbe noch mehr, nachdem ich das bildhübsche junge Mädchen gesehen hatte. Ihre Wangen waren rosenrot, ihre Lippen frisch, kurz, sie war sehr hübsch! Jetzt hat sie eine ziemlich große Familie, ihre Wangen sind fetter geworden, ihr Teint dunkler, seit jener Zeit, das versteht sich von selbst! —
Die Hochzeit fand an einem Mittwoch statt. Ich erinnere mich noch sehr deutlich an das Jahr und den Monat. Am Montage zuvor saß ich des Morgens früh in meinem Arbeitszimmer, als Mister Frank, bleich wie der Tod, zu mir ins Zimmer stürzte und sagte, dass er unverzüglich meiner Dienste bedürfe.
»Es ist dies also ein Geschäftsbesuch, Mister Frank?« fragte ich. »Ja oder nein, Mister?« fragte ich und nahm mein Federmesser zur Hand und spielte mit demselben.
»Ja, mein Lieber,« antwortete er, »ich bedarf Deiner Freundschaft jetzt in einer geschäftlichen Angelegenheit.«
»Nun, sage mir doch in kurzen Worten, was Du eigentlich von mir willst?« drängte ich ihn. »Wenn Du Dich übrigens am Mittwoch verheiraten willst, so begreife ich nicht recht, wo Du jetzt so viel überflüssige Zeit her nimmst,« setzte ich noch hinzu. Er nickte mir stumm zu, und ich stach ihn ein wenig mit dem Messer, um ihn von seiner Sentimentalität aufzurütteln.
»So höre denn,« sagte er. »Meine Braut hat mir Etwas aus dem Leben ihres Vaters anvertraut; weil sie vor ihrem künftigen Mann kein Geheimnis haben will.« Dann schwieg Frank wieder, und ich fing wieder an, ihn mit meinem Federmesser zum Fortfahren zu ermuntern.
»Meine Braut,« sagte Frank, »behauptet, ihres Vaters Unglück hat mit dem Austritt aus der Armee begonnen; denn er hatte keine Geschäftskenntnisse, sein Buchhalter betrog ihn, und gleich vom Anfange an ging das Geschäft rückwärts.«
»Wie hieß der Buchhalter?« fragte ich. – »Davager,« lautete die Antwort, die ich gleich notierte – »Das Geschäft ging immer schlechter; Entehrung und Bankrott standen vor der Tür, und in diesen verzweiflungsvollen Verhältnissen —« Mister Frank zögerte.
Das Gesetz hat zwei Hilfsmittel die Zögernden zum Sprechen zu bewegen, den Schreck und den Scherz, ich wendete hier den letzteren an.
»Ah,« sagte ich, »ich weiß, was der Mann tat! Er sollte irgend Etwas unterschreiben, und – wie es uns in zerstreuten Tagen ergeht – er schrieb einen andern Namen als den seinigen unter irgend ein geschäftliches Etwas!«
»Ja,« sagte Frank, »es war ein Wechsel. Sein bedeutendster Gläubiger wollte warten, bis er das Geld austreiben würde, natürlich vergrößerte sich die Schuldsumme enorm dadurch.«
»Die Fälschung wurde also entdeckt?« fragte ich einen Gedankensprung machend.
»Noch bevor der Wechsel in den Verkehr gelangte; er hatte in seiner Unschuld einen ganz verkehrten Weg zur Fälschung eingeschlagen
»Die Person, deren Namen er unterschrieben hatte, war intim befreundet mit ihm und seiner Frau, dabei sehr reich und gut, außerdem hatte sie auch großen Einfluss auf den Hauptgläubiger und wendete denselben auch an. Diese Person hatte eine ganz besondere Neigung zu der Frau meines Schwiegervaters.« – »Aber komme doch nur zur Sache! Was tat er denn in der Geschäftsangelegenheit?«
»Er steckte den falschen Wechsel ins Feuer und stellte einen richtigen auf seinen Namen aus – und dann – so erzählt meine teure Braut – waren Alle recht glücklich.«
»Nun,« entgegnete ich in meinem Geschäftston, »dümmer kann Keiner handeln! Und der Vater? Was geschah denn nun nachdem?«
»Er war krank,« fuhr Frank fort, »aber er sammelte seine Kräfte und schrieb noch denselben Tag einen dank-vollen Brief an den Mann und versprach ihm, dass er Alles verkaufen wolle, um ihm sein Geld zurück zu geben. Er verkaufte auch seine ganze Habe, von den Familiengemälden angefangen, bis auf den letzten Stuhl im Zimmer. Aber es war vergeblich, denn es war schon zu spät. Das Verbrechen, ausgeübt in jenem bedrängten Augenblick, verfolgte ihn täglich, stündlich, wie ein böser Geist; er glaubte für immer die Achtung seiner Frau und Tochter verloren zu haben, und —
»Starb,« ergänzte ich und stach wieder mit meinem Federmesser zu. »Lass uns noch einmal auf den Brief zurückkommen, den er damals im Gefühle der Dankbarkeit geschrieben hat. Weißt Du nicht, Frank, ob der Brief auch des Betruges erwähnte?«
»Ja,« antwortete Frank, »wir konnte er von seiner Dankbarkeit reden, ohne die Ursache zu erwähnen?«
»Sehr gut! wenn er Jurist gewesen wäre,« sagte ich. »Aber ich errate jetzt; Jener Brief wurde gestohlen und zwar von dem betrügerischen Buchhalter, Mister Davager!«
»Richtig, so ist es!« rief Frank verwundert aus, »das ist es nun, was ich Dir mitteilen wollte.«
»Wie setzte er Euch denn von seinem Diebstahl in Kenntnis?« fragte ich.
»Oh, in meiner Gegenwart wagte er es nicht,« fuhr Frank fort, »aber als meine Braut heute allein ausging, nahte er sich ihr und sagte, dass er ihr eine Mitteilung aus früheren Tagen zu machen habe und zeigte ihr dann den unglückseligen Brief von der Hand ihres Vaters und übergab ihr einen zweiten an mich gerichteten; dann verbeugte er sich, ging davon und ließ das arme Mädchen, halb tot vor Schreck, allein. O, wäre ich nur dabei gewesen,« rief Frank, seine Fäuste, ballend, »ich hätte ihn getötet!« «
»Es ist das größte Glück, dass Du nicht dabei gewesen bist,« erwiderte ich. »Hast Du den andern Brief?«
Er händigte ihn mir ein; derselbe war so humoristisch und kurz, dass ich ihn nicht vergessen habe.
Er lautete:
ich habe eine außerordentlich merkwürdige Handschrift zu verkaufen. Der Preis ist eine 500 Pfund Note. Die junge Dame, welche Sie am Mittwoch heiraten wollen, wird Ihnen Näheres über den Wert des Briefes mitteilen Sollten Sie den Brief nicht kaufen wollen, so werde ich eine Kopie desselben der hiesigen Zeitung zum Druck übergeben und werde diese Merkwürdigkeit, am Dienstag Nachmittag, Ihrem Herr Vater übersenden. Da ich in Familienangelegenheiten kam, so habe ich meine Wohnung im Hotel Gatliffe Arm.
Ihr gehorsamer Diener
Alfred Davager.«
»Das ist ein geschickter Kerl,« sagte ich und legte den Brief in eine besondere Schublade.
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