Читать бесплатно книгу «Reineke Fuchs» Иоганна Вольфганга фон Гёте полностью онлайн — MyBook
 












































































































































































































































  Mehr verbrochen, so weiß ich es schon: sobald mirs gelinget,
  Ihm in die Augen zu sehen und ihn zu sprechen, so fühlt er
  Seinen Zorn im Busen bezwungen. Denn freilich begleiten
  Viele den König und kommen in seinem Rate zu sitzen;
  Aber es geht ihm niemal zu Herzen; sie finden zusammen
  Weder Rat noch Sinn. Doch bleibet an jeglichem Hofe,
  Wo ich immer auch sei, der Ratschluß meinem Verstande.
  Denn versammeln sich König und Herren, in kitzlichen Sachen
  Klugen Rat zu ersinnen, so muß ihn Reineken finden.
  Das mißgönnen mir viele. Die hab ich leider zu fürchten,
  Denn sie haben den Tod mir geschworen, und grade die Schlimmsten
  Sind am Hofe versammelt, das macht mich eben bekümmert.
  Über zehen und Mächtige sinds, wie kann ich alleine
  Vielen widerstehn? Drum hab ich immer gezaudert.
  Gleichwohl find ich es besser, mit Euch nach Hofe zu wandeln,
  Meine Sache zu wahren; das soll mehr Ehre mir bringen,
  Als durch Zaudern mein Weib und meine Kinder in ängsten
  Und Gefahren zu stürzen; wir wären alle verloren.
  Denn der König ist mir zu mächtig, und was es auch wäre,
  Müßt ich tun, sobald ers befiehlt. Wir können versuchen,
  Gute Verträge vielleicht mit unsern Feinden zu schließen.
 
 
  Reineke sagte darnach: Frau Ermelyn, nehmet der Kinder
  (Ich empfehl es Euch) wahr, vor allen andern des jüngsten,
  Reinharts; es stehn ihm die Zähne so artig ums Mäulchen, ich hoff, er
  Wird der leibhaftige Vater; und hier ist Rossel, das Schelmchen,
  Der mir ebenso lieb ist. O! tut den Kindern zusammen
  Etwas zu gut, indes ich weg bin! Ich wills Euch gedenken,
  Kehr ich glücklich zurück und Ihr gehorchet den Worten.
  Also schied er von dannen mit Grimbart, seinem Begleiter,
  Ließ Frau Ermelyn dort mit beiden Söhnen und eilte;
  Unberaten ließ er sein Haus; das schmerzte die Füchsin.
 
 
  Beide waren noch nicht ein Stündchen Weges gegangen,
  Als zu Grimbart Reineke sprach: Mein teuerster Oheim,
  Wertester Freund, ich muß Euch gestehn, ich bebe vor Sorgen.
  Ich entschlage mich nicht des ängstlichen, bangen Gedankens,
  Daß ich wirklich dem Tod entgegensehe. Da seh ich
  Meine Sünden vor mir, so viel ich deren begangen.
  Ach! Ihr glaubet mir nicht die Unruh, die ich empfinde.
  Laßt mich beichten! höret mich an! kein anderer Pater
  Ist in der Nähe zu finden; und hab ich alles vom Herzen,
  Werd ich nicht schlimmer darum vor meinem Könige stehen.
  Grimbart sagte: Verredet zuerst das Rauben und Stehlen,
  Allen bösen Verrat und andre gewöhnliche Tücken,
  Sonst kann Euch die Beichte nicht helfen. Ich weiß es, versetzte
  Reineke: darum laßt mich beginnen und höret bedächtig.
 
 
  Confiteor tibi Pater et Mater, daß ich der Otter,
  Daß ich dem Kater und manchen gar manche Tücke versetzte,
  Ich bekenn es und lasse mir gern die Buße gefallen.
  Redet Deutsch, versetzte der Dachs, damit ichs verstehe.
  Reineke sagte: Ich habe mich freilich, wie sollt ich es leugnen!
  Gegen alle Tiere, die jetzo leben, versündigt.
  Meinen Oheim, den Bären, den hielt ich im Baume gefangen;
  Blutig ward ihm sein Haupt, und viele Prügel ertrug er.
  Hinzen führt ich nach Mäusen; allein am Stricke gehalten
  Mußt er vieles erdulden und hat sein Auge verloren.
  Und so klaget auch Henning mit Recht, ich raubt ihm die Kinder,
  Groß und kleine, wie ich sie fand, und ließ sie mir schmecken.
  Selbst verschont ich des Königes nicht, und mancherlei Tücken
  Übt ich kühnlich an ihm und an der Königin selber;
  Spät verwindet sies nur. Und weiter muß ich bekennen:
  Isegrim hab ich, den Wolf, mit allem Fleiße geschändet;
  Alles zu sagen, fänd ich nicht Zeit. So hab ich ihn immer
  Scherzend Oheim genannt, und wir sind keine Verwandte.
  Einmal, es werden nun bald sechs Jahre, kam er nach Elkmar
  Zu mir ins Kloster, ich wohnte daselbst, und bat mich um Beistand,
  Weil er eben ein Mönch zu werden gedächte. Das, meint' er,
  Wär ein Handwerk für ihn, und zog die Glocke. Das Läuten
  Freut' ihn so sehr! Ich band ihm darauf die vorderen Füße
  Mit dem Seile zusammen, er war es zufrieden und stand so,
  Zog und erlustigte sich und schien das Läuten zu lernen.
  Doch es sollt ihm die Kunst zu schlechter Ehre gedeihen,
  Denn er läutete zu wie toll und törig. Die Leute
  Liefen eilig bestürzt aus allen Straßen zusammen,
  Denn sie glaubten, es sei ein großes Unglück begegnet;
  Kamen und fanden ihn da, und eh er sich eben erklärte,
  Daß er den geistlichen Stand ergreifen wolle, so war er
  Von der dringenden Menge beinah zu Tode geschlagen.
  Dennoch beharrte der Tor auf seinem Vorsatz und bat mich,
  Daß ich ihm sollte mit Ehren zu einer Platte verhelfen;
  Und ich ließ ihm das Haar auf seinem Scheitel versengen,
  Daß die Schwarte davon zusammenschrumpfte. So hab ich
  Oft ihm Prügel und Stöße mit vieler Schande bereitet.
  Fische lehrt ich ihn fangen, sie sind ihm übel bekommen.
  Einmal folgt' er mir auch im Jülicher Lande, wir schlichen
  Zu der Wohnung des Pfaffen, des reichsten in dortiger Gegend.
  Einen Speicher hatte der Mann mit köstlichen Schinken,
  Lange Seiten des zartesten Specks verwahrt' er daneben,
  Und ein frisch gesalzenes Fleisch befand sich im Troge.
  Durch die steinerne Mauer gelang es Isegrim endlich,
  Eine Spalte zu kratzen, die ihn gemächlich hindurchließ,
  Und ich trieb ihn dazu, es trieb ihn seine Begierde.
  Aber da konnt er sich nicht im überflusse bezwingen,
  Übermäßig füllt' er sich an; da hemmte gewaltig
  Den geschwollenen Leib und seine Rückkehr die Spalte.
  Ach, wie klagt' er sie an, die ungetreue, sie ließ ihn
  Hungrig hinein und wollte dem Satten die Rückkehr verwehren.
  Und ich machte darauf ein großes Lärmen im Dorfe,
  Daß ich die Menschen erregte, die Spuren des Wolfes zu finden.
  Denn ich lief in die Wohnung des Pfaffen und traf ihn beim Essen,
  Und ein fetter Kapaun ward eben vor ihn getragen,
  Wohlgebraten; ich schnappte darnach und trug ihn von dannen.
  Hastig wollte der Pfaffe mir nach und lärmte, da stieß er
  Über den Haufen den Tisch mit Speisen und allem Getränke.
  Schlaget, werfet, fanget und stechet! so rief der ergrimmte
  Pater und fiel und kühlte den Zorn (er hatte die Pfütze
  Nicht gesehen) und lag. Und alle kamen und schrien:
  Schlagt! ich rannte davon und hinter mir alle zusammen,
  Die mir das Schlimmste gedachten. Am meisten lärmte der Pfaffe:
  Welch ein verwegener Dieb! Er nahm das Huhn mir vom Tische!
  Und so lief ich voraus, bis zu dem Speicher, da ließ ich
  Wider Willen das Huhn zur Erde fallen, es ward mir
  Endlich leider zu schwer; und so verlor mich die Menge.
  Aber sie fanden das Huhn, und da der Pater es aufhub,
  Ward er des Wolfes im Speicher gewahr, es sah ihn der Haufen.
  Allen rief der Pater nun zu: Hierher nur! und trefft ihn!
  Uns ist ein anderer Dieb, ein Wolf, in die Hände gefallen,
  Käm er davon, wir wären beschimpft; es lachte wahrhaftig
  Alles auf unsere Kosten im ganzen Jülicher Lande.
  Was er nur konnte, dachte der Wolf. Da regnet' es Schläge
  Hierher und dorther ihm über den Leib und schmerzliche Wunden.
  Alle schrien, so laut sie konnten; die übrigen Bauern
  Liefen zusammen und streckten für tot ihn zur Erde darnieder.
  Größeres Weh geschah ihm noch nie, solang er auch lebte.
  Malt' es einer auf Leinwand, es wäre seltsam zu sehen,
  Wie er dem Pfaffen den Speck und seine Schinken bezahlte.
  Auf die Straße warfen sie ihn und schleppten ihn eilig
  Über Stock und Stein; es war kein Leben zu spüren.
  Und er hatte sich unrein gemacht, da warf man mit Abscheu
  Vor das Dorf ihn hinaus: er lag in schlammiger Grube,
  Denn sie glaubten ihn tot. In solcher schmählichen Ohnmacht
  Blieb er, ich weiß nicht wie lange, bevor er sein Elend gewahr ward.
  Wie er noch endlich entkommen, das hab ich niemals erfahren.
  Und doch schwur er hernach (es kann ein Jahr sein), mir immer
  Treu und gewärtig zu bleiben; nur hat es nicht lange gedauert.
  Denn warum er mir schwur, das konnt ich leichtlich begreifen:
  Gerne hätt er einmal sich satt an Hühnern gegessen.
  Und damit ich ihn tüchtig betröge, beschrieb ich ihm ernstlich
  Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des Abends gewöhnlich
  Neben sieben Hühnern zu setzen pflegte. Da führt' ich
  Ihn im stillen bei Nacht, es hatte zwölfe geschlagen,
  Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte gestützet,
  Stand (ich wußt es) noch offen. Ich tat, als wollt ich hineingehn;
  Aber ich schmiegte mich an und ließ dem Oheim den Vortritt.
  Gehet frei nur hinein, so sagt ich: wollt Ihr gewinnen,
  Seid geschäftig, es gilt! Ihr findet gemästete Hennen.
  Gar bedächtig kroch er hinein und tastete leise
  Hier- und dahin und sagte zuletzt mit zornigen Worten:
  O wie führt Ihr mich schlecht! ich finde wahrlich von Hühnern
  Keine Feder. Ich sprach: Die vorne pflegten zu sitzen,
  Hab' ich selber geholt, die andern sitzen dahinten.
  Geht nur unverdrossen voran und tretet behutsam.
  Freilich der Balken war schmal, auf dem wir gingen. Ich ließ ihn
  Immer voraus und hielt mich zurück und drückte mich rückwärts
  Wieder zum Fenster hinaus und zog am Holze; der Laden
  Schlug und klappte, das fuhr dem Wolf in die Glieder und schreckt' ihn;
  Zitternd plumpt' er hinab vom schmalen Balken zur Erde.
  Und erschrocken erwachten die Leute, sie schliefen am Feuer.
  Sagt, was fiel zum Fenster herein? so riefen sie alle,
  Rafften behende sich auf, und eilig brannte die Lampe.
  In der Ecke fanden sie ihn und schlugen und gerbten
  Ihm gewaltig das Fell; mich wundert, wie er entkommen.
 
 
  Weiter bekenn ich vor Euch: daß ich Frau Gieremund heimlich
  Öfters besucht und öffentlich auch. Das hätte nun freilich
  Unterbleiben sollen, o wär es niemals geschehen!
  Denn solange sie lebt, verwindet sie schwerlich die Schande.
 
 
  Alles hab ich Euch jetzt gebeichtet, dessen ich irgend
  Mich zu erinnern vermag, was meine Seele beschweret.
  Sprechet mich los! ich bitte darum; ich werde mit Demut
  Jede Buße vollbringen, die schwerste, die Ihr mir auflegt.
 
 
  Grimbart wußte sich schon in solchen Fällen zu nehmen,
  Brach ein Reischen am Wege, dann sprach er: Oheim, nun schlagt Euch
  Dreimal über den Rücken mit diesem Reischen und legt es,
  Wie ichs Euch zeige, zur Erde und springet dreimal darüber;
  Dann mit Sanftmut küsset das Reis und zeigt Euch gehorsam.
  Solche Buße leg ich Euch auf und spreche von allen
  Sünden und allen Strafen Euch los und ledig, vergeb Euch
  Alles im Namen des Herrn, soviel Ihr immer begangen.
 
 
  Und als Reineke nun die Buße willig vollendet,
  Sagte Grimbart: Lasset an guten Werken, mein Oheim,
  Eure Besserung spüren und leset Psalmen, besuchet
  Fleißig die Kirchen und fastet an rechten gebotenen Tagen;
  Wer Euch fraget, dem weiset den Weg, und gebet den Armen
  Gern, und schwöret mir zu, das böse Leben zu lassen,
  Alles Rauben und Stehlen, Verrat und böse Verführung,
  Und so ist es gewiß, daß Ihr zu Gnaden gelanget.
  Reineke sprach: So will ich es tun, so sei es geschworen!
 
 
  Und so war die Beichte vollendet. Da gingen sie weiter
  Nach des Königes Hof. Der fromme Grimbart und jener
  Kamen durch schwärzliche fette Gebreite; sie sahen ein Kloster
  Rechter Hand des Weges. Es dienten geistliche Frauen,
  Spat und früh, dem Herren daselbst und nährten im Hofe
  Viele Hühner und Hähne, mit manchem schönen Kapaune,
  Welche nach Futter zuweilen sich außer der Mauer zerstreuten.
  Reineke pflegte sie oft zu besuchen. Da sagt' er zu Grimbart:
  Unser kürzester Weg geht an der Mauer vorüber;
  Aber er meinte die Hühner, wie sie im Freien spazierten.
  Seinen Beichtiger führt' er dahin, sie nahten den Hühnern;
  Da verdrehte der Schalk die gierigen Augen im Kopfe.
  Ja, vor allen gefiel ihm ein Hahn, der jung und gemästet
  Hinter den andern spazierte, den faßt' er treulich ins Auge,
  Hastig sprang er hinter ihm drein; es stoben die Federn.
 
 
  Aber Grimbart, entrüstet, verwies ihm den schändlichen Rückfall.
  Handelt Ihr so? unseliger Oheim, und wollt Ihr schon wieder
  Um ein Huhn in Sünde geraten, nachdem Ihr gebeichtet?
  Schöne Reue heiß ich mir das! Und Reineke sagte:
  Hab ich es doch in Gedanken getan! O teuerster Oheim,
  Bittet zu Gott, er möge die Sünde mir gnädig vergeben.
  Nimmer tu ich es wieder und laß es gerne. Sie kamen
  Um das Kloster herum in ihre Straße, sie mußten
  Über ein schmales Brückchen hinüber, und Reineke blickte
  Wieder nach den Hühnern zurück; er zwang sich vergebens.
  Hätte jemand das Haupt ihm abgeschlagen, es wäre
  Nach den Hühnern geflogen; so heftig war die Begierde.
 
 
  Grimbart sah es und rief. Wo laßt Ihr, Neffe, die Augen
  Wieder spazieren? Fürwahr, Ihr seid ein häßlicher Vielfraß!
  Reineke sagte darauf: Das macht Ihr übel, Herr Oheim!
  Übereilet Euch nicht und stört nicht meine Gebete;
  Laßt ein Paternoster mich sprechen. Die Seelen der Hühner
  Und der Gänse bedürfen es wohl, soviel ich den Nonnen,
  Diesen heiligen Frauen, durch meine Klugheit entrissen.
  Grimbart schwieg, und Reineke Fuchs verwandte das Haupt nicht
  Von den Hühnern, solang er sie sah. Doch endlich gelangten
  Sie zur rechten Straße zurück und nahten dem Hofe.
  Und als Reineke nun die Burg des Königs erblickte,
  Ward er innig betrübt; denn heftig war er beschuldigt.
 

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