Die von dem Mandatar des Hausen Thomson und French in dem Augenblick, wo es Morrel am wenigsten erwartete, bewilligte Frist glaubte der arme Reeder als eine von jenen Wiederscheinungen des Glückes betrachten zu dürfen, welche dem Menschen verkündigen, das Schicksal sei endlich müde geworden, auf sein Verderben los zuarbeiten. An demselben Tage erzählte er das, was ihm begegnet war, seiner Tochter, seiner Frau und Emmanuel, und es kehrte ein wenig Hoffnung, wenn nicht Ruhe, in die Familie zurück. Leider aber hatte es Morrel nicht allein mit dem Hause Thomson und French zu tun, das sich so nachsichtig gegen ihn zeigte. Im Handel hat man, wie er selbst sagte, Correspondenten und keine Freunde. Bei schärferer Überlegung konnte er sogar das edelmüthige Benehmen der Herren Thomson und French gegen Ihn gar nicht begreifen, und er erklärte sich dasselbe nur durch folgende selbstsüchtige Betrachtung, welche dieses Haue angestellt haben dürfte: Besser einen Mann unterstützen, der uns beinahe dreimal hunderttausend Franken schuldig ist, und diese dreimal hunderttausend Franken nach Verlauf von drei Monaten haben, als seinen Untergang beschleunigen und sechs bis sieben Procent vom Kapital bekommen.
Zum Unglück stellten, sei es aus Haß, sei es aus Verwendung, nicht alle Correspondenten von Morrel dieselben Betrachtungen an, und einige machten sogar den entgegengesetzten Schluß. Die von Morrel unterzeichneten Tratten wurden daher mit ängstlicher Strenge an der Kasse präsentiert, aber von Cocles, in Folge der von dem Engländer bewilligten Frist, ohne Verzug bezahlt; Cocles verharrte fortwährend in seiner prophetischen Ruhe. Herr Morrel allein sah mit Schrecken, das er, wenn er am 15. die hunderttausend Franken von Herrn von Boville, und am 30. die zweiunddreißig tausend fünfhundert Franken, für welche er, wie für die Schuldforderung des Inspektors der Gefängnisse, eine Frist erhalten, hätte bezahlen müssen, schon am Ende dieses Monats ein verlorener Mann gewesen wäre.
Der ganze Handelsstand in Marseille war der Meinung, nach den Unglücksfällen, welche Herrn Morrel hintereinander getroffen, könnte dieser sich nicht halten. Man staunte daher nicht wenig, als man sah, daß sein Monatsschluß sich mit der gewöhnlichen Pünktlichkeit bewerkstelligte. Doch das Vertrauen kehrte darum nicht in die Geister zurück, und man verschob einstimmig auf das Ende des nächsten Monats die Insolvenzerklärung des unglücklichen Reeders.
Der ganze Monat verging in unerhörten Anstrengungen von Seiten Morrels, um alle seine Mittel aufzubieten. Früher wurde sein Papier, auf welches Datum es auch ausgestellt sein mochte, mit Vertrauen angenommen, und sogar gesucht. Morrel wollte Papier auf neunzig Tage negociren, und fand alle Bauten geschlossen. Zum Glück hatte Morrel selbst einige Heimzahlungen zu erwarten, auf welche er rechnen konnte, und die erwarteten Gelder gingen auch wirklich ein; Morrel fand sich dadurch abermals in den Stand gesetzt, seinen Verbindlichkeiten zu entsprechen, als das Ende des Juli erschien.
Den Mandatar des Hauses Thomson und French hatte man übrigens nicht mehr in Marseille gesehen, Er war am ersten oder zweiten Tage nach seinem Besuche bei Herrn Morrel verschwunden, und da er in Marseille nur mit dem Maire, dem Inspector der Gefängnisse und Herrn Morrel verkehrt hatte, so ließ seine Anwesenheit keine andere Spur zurück, als die verschiedenen Erinnerungen, welche diese drei Personen von ihm bewahrten. Die Matrosen des Pharaon hatten, wie es scheint, irgend ein Unterkommen gefunden, denn sie waren ebenfalls verschwunden,
Von der Unpäßlichkeit, die ihn in Palma zurückgehalten, wiedergenesen, kehrte der Kapitän Gaumard ebenfalls zurück. Er zögerte, sich bei Morrel zu zeigen, aber dieser erfuhr seine Ankunft und suchte ihn selbst auf. Der würdige Reeder kannte vorher schon, durch die Erzählung von Penelon, das mutige Benehmen des Kapitäns während des unglücklichen Ereignisses, und er war es nun, der den Seemann zu trösten suchte. Er brachte ihm den Betrag seines Soldes, den der Kapitän Gaumard nicht zu erheben gewagt hätte.
Als Herr Morrel die Treppe hinabging, begegnete er Penelon, welcher gerade heraufstieg. Penelon hatte, wie es schien, sein Geld gut angewendet, denn er war ganz neu gekleidet. Seinen Reeder erblickend, wurde der würdige Rudergänger sehr verlegen; er drückte sich in die entfernteste Ecke des Ruheplatzes, schob abwechselnd seinen Kautaback von der Rechten zur Linken und von der Linken zur Rechten, wälzte seine Augen ganz verwirrt in ihren Höhlen umher und erwiderte nur mit einer schüchternen Berührung den Händedruck, den ihm Herr Morrel mit seiner gewöhnlichen Herzlichkeit bot. Herr Morrel schrieb die Verlegenheit von Penelon seiner eleganten Toilette zu: der brave Mann hatte sich offenbar nicht auf seine Rechnung einen solchen Luxus erlaubt; er war also ohne Zweifel bereits an Bord eines anderen Schiffes angeworben und schämte sich, daß er nicht, wenn man so sagen darf, länger Trauer um den Pharaon getragen hatte. Vielleicht kam er sogar, um Kapitän Gaumard sein Glück mitzuteilen und ihm Anerbietungen im Auftrage seines neuen Herrn zu machen.
»Brave Leute!« sprach Herr Morrel sich entfernend, »möchte Euer neuer Herr Euch lieben, wie ich Euch liebte, und glücklicher sein, als ich bin!«
Der August verlief in beständig erneuerten Versuchen von Herrn Morrel, seinen alten Credit wieder zu heben und sich einen neuen zu eröffnen. Am 20.August wußte man in Marseille, daß er einen Platz auf der Mallepost genommen hatte, und man sagte sich jetzt, am Ende dieses Monates müßte die Insolvenzerklärung stattfinden, und Morrel wäre vorher schon abgereist, um nicht diesem grausamen, ohne Zweifel seinem ersten Commis Emmanuel oder seinem Kassier Cocles übertragenen Akte beizuwohnen. Als aber der 31. kam, öffnete sich die Kasse wie gewöhnlich gegen alle Voraussicht. Cocles erschien hinter dem Gitter, ruhig wie der Gerechte von Horaz, untersuchte mit derselben Aufmerksamkeit das Papier, welches man ihm präsentierte, und bezahlte die Tratten von der ersten bis zur letzten mit gleicher Pünktlichkeit. Man begriff dies durchaus nicht und verschob mit der den Propheten schlimmer Kunde eigenthümlichen Hartnäckigkeit den Bankerott auf das Ende des September.
Am 1. kam Herr Morrel zurück, er wurde von seiner ganzen Familie mit der größten Bangigkeit erwartet; auf dieser Reife beruhte die letzte Hoffnung auf ein Rettungsmittel. Morrel hatte an Danglars gedacht, der heute ein Millionär und ihm einst verpflichtet war; denn auf die Empfehlung von Morrel war Danglars in den Dienst des spanischen Banquier getreten, bei welchem er sein ungeheures Vermögen zu erwerben angefangen hatte. Heute hatte Danglars, wie man sagte, selbst sechs bis acht Millionen und einen unbegränzten Credit. Danglars konnte Morrel retten, ohne einen Thaler aus der Tasche zu ziehen; er durfte sich nur für ein Anlehen verbürgen, und Morrel war gerettet. Morrel dachte seit geraumer Zeit an Danglars: aber es gibt ein instinktartiges Widerstreben, das man nicht zu bemeistern vermag: Morrel zögerte so lange als möglich, zu diesem letzten Mittel seine Zuflucht zu nehmen. Und er hatte Recht, denn er kam gelähmt unter der Demütigung einer abschlägigen Antwort zurück.
Er stieß bei seiner Ankunft keine Klage aus, brachte keine Anschuldigung vor; er umarmte nur weinend seine Frau und seine Tochter, reichte Emmanuel freundschaftlich die Hand, verlangte nach Cocles und schloß sich mit diesem in sein Cabinet im zweiten Stocke ein.
»Diesmal,« sagten die zwei Frauen zu Emmanuel, »diesmal sind wir verloren.«
In einer kurzen Berathung, welche sie unter sich pflogen, wurde sodann beschlossen, daß Julie an ihren Bruders der in Nimes in Garnison lag, schreiben und ihn auffordern sollte, sogleich zu kommen. Die armen Frauen fühlten, daß sie aller ihrer Kräfte bedürften, um den Schlag zu ertragen, der sie bedrohte. Überdies übte Maximilian Morrel, obgleich erst zweiundzwanzig Jahre alt, doch bereits einen großen Einfluß auf seinen Vater aus.
Es war ein fester, rechtschaffener junger Mann. Als es sich darum handelte, eine Laufbahn zu wählen, wollte ihm sein Vater nicht zum Voraus seine Zukunft bestimmen, und fragte die Geschmacksrichtung des jungen Maximilian um Rath. Dieser erklärte sich für die militärische Laufbahn, machte vortreffliche Studien und trat mittelst einer Prüfung in die polytechnische Schule ein, welche er, zum Unterlieutenant im 53sten Linien-Regiment ernannt, wieder verließ. Im Regiment bezeichnete man Maximilian Morrel als strengen Beobachter, nicht nur aller dem Soldaten auferlegten Verbindlichkeiten, sondern auch aller dem Manne obliegenden Pflichten, und man nannte ihn nur den Stoiker. Es versteht sich, daß viele von denjenigen, welche ihm diesen Beinamen gaben, denselben wiederholten, weil sie ihn gehört hatten, und nicht einmal wußten, was er bedeutete. Dies war der junge Mann, den seine Mutter und seine Schwester herbeiriefen, um sie in den ernsten Umständen, in denen sie sich befinden sollten, zu unterstützen.
Sie täuschten sich nicht über das Mißliche ihrer Lage, denn einen Augenblick nachdem Herr Morrel mit Cocles in sein Cabinet gegangen war, sah Julie den letzteren bleich, zitternd und mit völlig verstörtem Gesichte wieder herauskommen. Sie wollte ihn fragen, als er an ihr vorüberging, doch der brave Mann lief mit einer bei ihm ungewöhnlichen Eile unaufhaltsam die Treppe hinab und rief ihr nur, die Hand zum Himmel erhebend zu:
»Oh, mein Fräuleins welch ein furchtbares Unglück; wer hätte das je gedacht!«
Eine Minute nachher sah ihn Julie mit ein paar dicken Handlungsbüchern, einem Portefeuille und einem Sacke Geld wieder hinaufgehen. Morrel untersuchte die Bücher, öffnete das Portefeuille und zählte das Geld. Alle baaren Mittel beliefen sich auf sechs bis achttausend Franken, die Einnahmen bis zum 5ten auf vier bis fünftausend Franken, was also im höchsten Fall einen Activstand von vierzehn tausend Franken bildete, womit einer Tratte von zweimal hundert siebenundachtzig tausend fünfhundert Franken entsprochen werden sollte. Eine solche Abschlagszahlung anzubieten, war nicht möglich.
Als jedoch Herr Morrel zum Mittagessen herabkam, schien er ziemlich ruhig. Diese Ruhe erschreckte die zwei Frauen mehr, als es die tiefste Niedergeschlagenheit hätte tun können. Nach dem Mittagsbrote pflegte Morrel auszugehen, im Kreise der Phocäer seinen Kaffee zutrinken und den Semaphore zu lesen; an diesem Tage blieb er zu Hause und ging wieder in sein Bureau hinauf.
Coeles schien ganz stumpfsinnig; er hielt sich einen Teil des Tages, auf einem Steine sitzend und mit bloßem Kopfe bei dreißig Graden Wärme, im Hofe auf.
Emmanuel suchte die Frauen zu trösten; aber es mangelte ihm an Beredsamkeit. Der junge Mann war zu sehr in die Angelegenheiten des Hauses eingeweiht, um nicht zu fühlen, daß eine große Katastrophe der Familie Morrel bevorstand. Es kam die Nacht: die Frauen wachten in der Hoffnung, Morrel würde von seinem Cabinet herabgehend bei ihnen eintreten, doch sie hörten, wie er ohne Zweifel aus Furcht, man könnte ihn rufen, seine Tritte dämpfend, an ihrer Thüre vorüber schlich. Sie horchten: er kehrte in sein Zimmer zurück und schloß die Thüre von innen.
Madame Morrel hieß ihre Tochter schlafen gehen; eine halbe Stunde, nachdem sich Julie entfernt hatte, stand sie auf, zog ihre Schuhe aus und schlüpfte in den Gang, um zu sehen, was ihr Gatte machte. Im Gang erblickte sie einen Schatten, der sich zurückzog. Sie erkannte Julie, welche selbst unruhig, ihrer Mutter zuvorgekommen war. Julie ging auf Madame Morrel zu und sagte:
»Er schreibt.«
Die zwei Frauen hatten sich erraten, ohne sich zu sprechen.
Madame Morrel neigte sich zum Schlüsselloche herab. Morrel schrieb wirklich; aber was ihre Tochter nicht bemerkt hatte, das bemerkte Madame Morrel: ihr Gatte schrieb auf gestempeltes Papier. Es kam ihr der furchtbare Gedanke, er mache sein Testament; sie bebte an allen Gliedern und hatte dennoch die Kraft, nichts zusagen.
Am andern Tage erschien Herr Morrel ganz ruhig; er hielt sich wie gewöhnlich in seinem Bureau auf, kam wie gewöhnlich zum Frühstück herab; nur ließ er nachdem Mittagsbrote seine Tochter zu sich sitzen, nahm den Kopf des Kindes in seinen Arm und hielt ihn lange an seine Brust. Am Abend sagte Julie zu ihrer Mutter, sie habe, obgleich ihr Vater scheinbar ruhig gewesen, doch sein Herz heftig schlagen gefühlt. Die zwei nächsten Tage gingen ungefähr auf dieselbe Weise hin. Am 4. September Abends forderte Herr Morrel von seiner Tochter den Schlüssel seines Cabinets zurück. Julie bebte bei dieser Forderung, welche ihr Unglück weissagend vorkam. Warum forderte ihr der Vater diesen Schlüssel ab, den, sie immer gehabt hatte, und den man ihr in ihrer Kindheit nur abnahm, wenn man sie bestrafen wollte. Sie schaute Herrn Morrel an und sagte:
»Was habe ich denn Schlimmen getan, mein Vater daß Sie mir diesen Schlüssel wieder abnehmen?«
»Nichts, mein Kind,« antwortete der unglückliche Morrel, dem bei dieser einfachen Frage die Tränen in die Augen traten: »nichts, ich brauche ihn nur.«
Julie stellte sich, als suchte sie diesen Schlüssel, sprach: »Ich werde ihn in meinem Zimmer gelassen haben,« und ging hinaus, aber statt sich in ihr Zimmer zu begeben, eilte sie hinab, um Emmanuel um Rath zu fragen.
»Geben Sie ihm den Schlüssel nicht,« sprach dieser, »und verlassen Sie ihn morgen früh, wenn es möglich ist, keinen Augenblick.«
Sie suchte Emanuel auszuforschen, doch dieser wußte nicht mehr, oder wollte nicht mehr wissen.
Die ganze Nacht vom 4. auf den 5. horchte Madame Morrel, ihr Ohr fester an das Täfelwerk haltend; bis drei Uhr Morgens hörte sie ihren Gatten in großer Aufregung im Zimmer umhergehen; erst um drei Uhr warf er sich auf sein Bett. Die zwei Frauen brachten die Nacht beisammen zu. Seit dem Vorhergehenden Abend erwarteten sie Maximilian. Um acht Uhr trat Herr Morrel in ihr Zimmer: er war ruhig, aber die Aufregung der Nacht zeigte sich auf seinem bleichen, verstörten Gesicht. Die Frauen es wagten nicht, ihn zu fragen, ob er gut geschlafen. Morrel war freundlicher gegen seine Frau und väterlicher gegen seine Tochter, als er es je gewesen; er konnte nicht satt werden, das arme Kind anzuschauen und zu küssen.
Julie erinnerte sich dessen, was ihr Emmanuel zu tun empfohlen hatte, und wollte ihrem Vater folgen, als er sich entfernte; er stieß sie jedoch sanft zurück und sagte:
»Bleib, bei Deiner Mutter.«
Julie drang in ihn, doch er sprach:
»Ich will es.«
Es war das erste Mal, daß Morrel zu seiner Tochter sprach: »Ich will es.« aber er sagte dies mit einem väterlich sanften Ausdruck, daß Julie keinen Schritt zu tun wagte. Sie blieb stumm und unbeweglich an ihrem Platze stehen. Eine Minute nachher öffnete sich die Thüre, und sie fühlte zwei Arme, die sie umschlangen, und einen Mund, der sich auf ihre Stirne preßte. Sie schlug die Augen auf und stieß einen Freudenschrei aus.
»Maximilian! mein Bruder!« rief sie.
Bei diesem Rufe lief Madame Morrel herbei und warf sich in die Arme ihres Sohnes.
»Meine Mutter!« sprach der junge Mann, und schaute dabei abwechselnd Madame Morrel und ihre Tochter an; »was gibt eo denn? was geht denn vor? Euer Brief hat mich erschreckt, und ich eile herbei!«
»Julie,« sagte Madame Morrel, ihrem Sohne ein Zeichen machend, »benachrichte Deinen Vater, daß Maximilian angekommen ist.«
Julie eilte hinaus, aber auf der ersten Stufe der Treppe begegnete sie einem Manne, welcher einen Brief in der Hand hielt.
»Sind Sie nicht Fräulein Julie Morrel?« fragte dieser Mann mit sehr stark italienischem Accent.
»Ja. mein Herr,« stammelte Julie; »doch was wollen Sie? Ich kenne Sie nicht.«
»Lesen Sie diesen Brief,« antwortete der Mann und reichte ihr das Billet.
Julie zögerte.
»Es handelt sich um die Wohlfahrt Ihres Vaters,« sprach der Bote.
Das Mädchen entriß das Billet seinen Händen öffnete es rasch und las:
»Begeben Sie sich sogleich in die Allées de Meillan; treten Sie in das Haus Nro. 15; verlangen Sie von dem Concierge den Schlüssel des Zimmere im 5ten Stocke: gehen Sie in dieses Zimmer, nehmen Sie von der Ecke des Kamins eine rote seidene Börse, und bringen Sie diese Börse Ihrem Vater. Es ist von großem Belang, daß er sie vor elf Uhr erhält. Sie haben mir blind zu gehorchen versprochen; ich erinnere Sie an dieses Versprechen.
Simbad der Seefahrer.«
Julie stieß einen Freudenschrei aus, schlug die Augen auf und suchte, um ihn zu befragen, den Mann, der ihr das Billet zugestellt hatte, aber er war verschwunden. Sie schaute dann wieder auf das Billet, um es zum zweiten Male zu lesen, und bemerkte, daß es eine Nachschrift hatte. Julie las:
»Es ist wichtig, daß Sie diese Sendung in Person und allein erfüllen; kämen Sie begleitet, oder es erschiene eine andere Person an Ihrer Stelle, so würde der Concierge antworten, er wisse nicht, was man wolle.«
Diese Nachschrift mäßigte bedeutend die Freude von Julie. Hatte sie nichts zu befürchten? war es nicht eine Falle, die man ihr stellte? Ihre Unschuld ließ sie in Unwissenheit darüber, welchen Gefahren ein Mädchen von ihrem Alter preisgegeben sein könnte. Aber man braucht die Gefahr nicht zu kennen, um sie zu fürchten, und es ist bemerkenswert, daß gerade die unbekannten Gefahren den größten Schrecken einflößen. Julie zögerte; sie beschloß, um Rath zu fragen; doch in Folge eines seltsamen Gefühlen nahm sie ihre Zuflucht weder zu ihrer Mutter noch zu ihrem Bruder, sondern zu Emmanuel.
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