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»Und warum? Sie waren in der Zaire anbetungswürdig; in der Roxelane wunderbar.«

»Ich war nicht schön.«

»Lassen Sie das, Sie waren im Gegentheile entzückend.«

»Nein, ich war sehr übler Laune.«

»Weil Poniatowsky zuviel mit seiner Nachbarin geplaudert hat.«

»Abscheulicher!«

»Oder ist vielleicht Duroc gestorben?«

»Trauriger!«

»Ist vielleicht Murat zu Grunde gerichtet.«

»A propos von Murat, er ist Großherzog, nicht wahr? Und man sagt, daß man ihn zum Vice-König machen will, wie Sie, oder wie Joseph zum König und was weiß ich sonst noch?«

»Ja, ich habe einige Worte davon sprechen hören.«

»Wohl an, alle diese Königreiche werden doch wenigstens gute Hilfsquellen darbieten.«

»Keine zu schlechten, und wenn es Ihnen nur im Mindesten auf der Welt angenehm ist, nun so wollen wir. . . so wollen wir davon plaudern.«

»Ach, Sie, mein lieber Eugene, Sie sind immer Prinz, bei Ihnen ist es nicht, wie bei Ihrem Kaiser.«

»Nun, was hat er denn gethan, mein Kaiser? Ich glaubte, daß er Sie zur. . . .Kaiserin gemacht habe.«

»Nun ja, er ist liebenswürdig; plaudern wir später etwas davon.

Denken Sie, ich habe Lust, Frankreich zu verlassen und nach Mailand zu gehen.«

»Gehen Sie dahin, meine Liebe, gehen Sie dahin; Sie werden dort sehr gut aufgenommen werden. Ich komme gerade nach Paris, um meine Truppe zu rekrutieren, und dann nach Erfurt und Dresden zu gehen. Sind Sie mit bei der Reise nach Dresden?«

»Ich weiß, daß Mars, Georges und Talma dabei sind; aber zu mir hat man noch kein Wort davon gesagt.«

»Wünschen Sie dabei zu sein?«

»Und wenn ich wünschte dabei zu sein? Wünschen Sie, mein theurer Prinz, daß ich offen spreche? Das war es, was mich gestern Abends in eine solch' abscheuliche Laune versetzte.«

»Wirklich!«

»Auf mein Wort.«

»Wohlan, ich will es mit Rovigo in Ordnung bringen. Ich glaube, daß er die Sache auf sich hat.«

»Ach, Sie werden ein Amor sein.«

»Nun, thun Sie von Ihrer Seite auch etwas für mich.«

»O, Alles, was Sie wünschen,«

»Geben Sie mir das Repertoire dieser Woche, damit ich meine Soireen mit den Ihrigen in Einklang bringen kann. Ich will die Templer sehen; werden Sie darin spielen?«

»Ja, ich werde darin eine Art von Leichenbegleiterin machen. Ich wollte, daß Sie mich in einem andern Stücke sehen würden.«

»Ich werde Sie in allen sehen.«

»Sie wollen also dieses Repertoire?«

»Ja.«

»O, es ist jetzt sehr schlecht bestellt, das Alles sind nichts als Ränke, Cabalen und Intriguen. Unsere arme Comédie-francaise geht, wie ich fürchte, wo das Cafe Ludwig's XV, hinging.«

»Wahrhaftig?«

»Aber, wo doch dieses Repertoire sein mag? Ach, jetzt erinnere ich mich.«

Fernande streckte die Hand nach einem Glockenzuge aus, der in einen Bogen und einen Köcher von Bronze endete, und läutete. Mademoiselle Cornelie erschien.

»Was haben Sie mit dem Repertoire gemacht, welches ich Ihnen gestern gegeben habe?«sagte Fernande.

»Ich habe es in eine Ihrer Tassen im Schlafzimmer gelegt.«

»Holen Sie es, Seine kaiserliche Hoheit verlangt' nach demselben.«

Mademoiselle Cornelie ging weg, kam nach einem Augenblick wieder, und brachte die wöchentliche Theateranzeige.

Fernande nahm sie ihr aus den Händen, gab sie dem Prinzen, wandte sich dann gegen die an ihrem Platze stehen gebliebene Cornelie und fragte:

»Nun, warum warten Sie?«

»Ich bitte Sie um Entschuldigung, Madame,« erwiderte die Zofe, »aber es ist jemand da, der Sie zu sprechen wünscht.

»Sie begleitete diese Worte mit einem jener Blicke, durch welche die Dienerin der Herrin sagt: »Seien Sie ruhig, ich weiß, was ich thue.«

»Noch einmal, ein schöner junger Mann?«fragte Fernande.

»O nein, Madame, diesmal ist es ein armes, junges Mädchen, welches sehr traurig ist, und einen großen Kummer zu haben scheint.«

»Wie heißt sie?«

»Cäcilie.«

»Cäcilie, Cäcilie und?«

»Nur Cäcilie.«

»Nun,« sagte der Prinz,« das ist heute der Tag der Taufnamen.«

»Und was verlangt sie?«

»Sie wünscht Ihnen, Madame, etwas zu zeigen, was Sie, wie ich gewiss weiß, schön finden werden. Ich habe ihr sogleich gesagt, daß es unnütz sei, weil Sie gegenwärtig im Begriff stehen, ökonomisch zu sein; aber das arme Kind bat so dringend, daß ich den Mut nicht hatte, sie fortzuschicken. Ich sagte ihr, daß sie warten solle, und daß, so wie Madame sie empfangen könnten, dies geschehen würde. Dann hat sie sich schüchtern in einen Winkel gesetzt, ihren Karton auf die Knie nehmend, und so harrt sie Ihrer Befehle.«

»Werden Eure kaiserliche Hoheit erlauben?. . .«fragte Fernande.

»Warum nicht,« entgegnete der Prinz,« es wird mir sehr angenehm sein, dieses junge Mädchen zu sehen und das zu bewundern, was sie in ihrem Karton hat, den sie so bescheiden auf ihren Knien hält.«

»Lassen Sie sie hereinkommen,« sagte Fernande.

Cornelie ging sogleich weg und kam nach einem Augenblicke wieder, Mademoiselle Cäcilie ankündigend. Hinter Cornelia trat die angekündigte Person ein.

Es war ein schönes, junges Mädchen von neunzehn Jahren, mit blonden Haaren, rosigem Teint und einer Taille, so schlank wie Schilf; sie war in großer Trauer und ganz schwarz gekleidet; ihr Kleid hatte nicht die geringste Verzierung, eben sowenig ihre Haube von derselben Farbe; ihre Wangen waren blass, ihre Augen roth; man sah ihr an, daß sie viel gelitten und viel geweint hatte.

Nach der Beschreibung, welche Mademoiselle Cornelie von der Person gab, die sie zu sprechen wünschte, hatte Fernande von Anfang an geglaubt, mit irgend einer jungen Arbeiterin zu thun zu haben, welche beauftragt ist, Muster in der Stadt herumzutragen; aber bei dem ersten Blicke, welchen sie auf dieses traurige und ernste junge Mädchen, warf, bemerkte sie mit Erstaunen eine würdevolle, züchtige Haltung, welche über ihre ganze Person verbreitet war.

Cäcilie war an der Türe stumm und unbeweglich stehen geblieben.

»Kommen Sie näher, Mademoiselle,« sagte Fernande, »und sagen Sie mir, was mir das Vergnügen verschafft, Sie zu sehen.«

»Madame,« entgegnete Cäcilie mit zitternder Stimme, in welcher jedoch mehr Schmerz als Furcht lag, »in diesem Karton hier ist eine Robe, welche ich schon mehreren Personen gezeigt habe; aber der Preis, der für dieselbe bezahlt werden soll, hat immer das überstiegen, was die Personen, welchen ich sie zum Kaufe angeboten habe, geben wollten. Die letzte derselben hat mir, indem sie mir das Kleid zurückgab, gesagt, daß nur eine Königin eine solche Rohe kaufen könne, und deswegen bin ich zu Ihnen gekommen, die Sie eine Königin sind.«

Diese Worte waren mit einer zitternden Stimme, aber zu gleicher Zeit auch mit so viel Trauer und Würde gesprochen worden, daß sich das Staunen des Prinzen und Fernandens verdoppelte; indessen musste die schöne Künstlerin doch über die letzten Worte lächeln.

»Ach ja,« sagte sie, »eine Königin, eine Königin von sieben bis halb zehn Uhr Abends; eine Königin, deren Königreich im Theater ist, welche Mauern von Pappe zum Palaste hat, und ein Stirnband von Bronze als Krone trägt! Indessen sind Sie doch nicht ganz irre gegangen, indem sie Hierher gekommen sind, denn wenn ich auch eine falsche Königin bin, so haben Sie doch einen wahren König gefunden.«

Das junge Mädchen heftete mit ernster Würde die schönen blauen Augen auf den Prinzen; ihr Ausdruck aber zeigte, daß sie die so eben ausgesprochenen Worte durchaus nicht verstehe.

Inzwischen hob Cäcilie den Deckel des Kartons aus.

Fernande stieß einen Ruf der Bewunderung und der Überraschung aus.

»O, diese wunderbare Robe!« rief sie, indem sie mit der Hastigkeit einer Frau, die ein Meisterstück der Toilette gewahr wird, sich derselben bemächtigte, sie auf dem Sopha aus einander und die Hand unter den Stoff legte, um über die Feinheit des Musselins, und über die Schönheit der Stickerei urteilen zu können.

In der Tat hatte man vielleicht zu Nancy, in dieser Beziehung das Land der Wunder, nichts gesehen, was diesem Kleide glich, welches so mit Stickereien beladen war, daß man nur mit Mühe den Musselin unter den schlanksten Stengeln, den zartesten Blättern, den schönsten Blumen, die je den neidischen Blick einer Tochter Evas überrascht hatten, durchsehen konnte; es war nicht das Werk eines Weibes; es war gewiss die launenhafte Schöpfung irgend einer Fee.

So wenig der Prinz eine solche Art von Meisterstücken schätzen konnte, so erkannte er doch, daß dieses Kleid ein Wunder der Geduld und der Geschicklichkeit sei.

Fernande blieb einige Minuten in Betrachtung versunken vor diesen graziösen Arabesken stehen; dann richtete sie an Cäcilie die Frage: »Wer hat denn dieses Kleid gestickt?«

»Ich, Madame,« entgegnete Cäcilie.

»Und wie viele Jahre haben Sie zu dieser Arbeit gebraucht?«

»Zwei und ein halbes Jahr, Madame.«

»Das glaube ich gerne; sehen Sie doch, Prinz, das ist zum Vergnügen und nicht handwerksmäßig gestickt und das macht die Sache noch kostbarer. Zwei und ein halbes Jahr! Da mussten Sie ungeheuer arbeiten.«

»Tag und Nacht, Madame.«

»Und Sie haben ein solches Werk zu dem Zwecke unternommen, dasselbe zu verkaufen?«

«Ich habe es aus einem andern Grunde unternommen, Madame.«

»Ich begreift, daß Sie nicht im Stande waren, dieses Kleid zu verkaufen, Mademoiselle; denn dasselbe muss so viel kosten, als das Lösegeld eines Königs beträgt.«

»Ach ja, ich bin gezwungen, einen sehr hohen Preis dafür zu fordern, und darum habe ich auch, so dringend notwendig ich des Geldes bedarf, bis jetzt noch keinen Käufer dafür gefunden.«

»Und, welchen Preis verlangen Sie dafür?«fragte lächelnd der Prinz.

Das junge Mädchen schwieg einen Augenblick, als ob es sich fürchte, die verhängnisvollen Worte den Lippen entschlüpfen zu lassen, die so oft schon ihre Hoffnungen vernichtet hatten. Endlich sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme: »Dreitausend Frank.«

»Wie meinen Sie?«fragte Fernande.

«Dreitausend Frank,« wiederholte Cäcilie.

»Bei Gott!« sagte die Schauspielerin mit einer Bewegung der Augen und des Mundes, welche unmöglich beschrieben werden kann. »Bei Gott, das ist teuer, aber es hat diesen Wert.«

In dem nämlichen Augenblicke rief das junge Mädchen, indem es die Hände faltete und fast auf die Knie sank: »Madame, Sie werden, ich schwöre es Ihnen, eine heilige und edle Handlung begeben, wenn Sie es kaufen.«

»Mein Gott,« sagte Fernande, »ich würde dieses Kleid von Herzen gern kaufen, mein Kind, und ich gestehe Ihnen sogar, daß ich sehr große Lust dazu habe, aber Tausend Taler.«

»O, mein Gott, was sind denn tausend Taler für Sie!« sagte das junge Mädchen, indem sie umher blickte und sich einen Begriff von dem Glücke der Person, an welche sie diese Worte richtete, durch die Betrachtung des kostbaren Meublements des Boudoirs zu machen schien, welches wir beschrieben haben.

»Wie, was tausend Taler für mich sind!« rief die Künstlerin; »es sind, drei Monate meines Einkommens. Richten Sie Ihre Bitte an den Prinzen, mein Kind, und er wird dieses Kleid für irgend eine schöne Dame des Hofes kaufen.«

»In der Tat,« sagte der Prinz, »die Dame hat Recht; ich nehme dieses Kleid, mein Kind.«

»Sie, Sie, mein Herr! Sie, Prinz!« rief das junge Mädchen, »ist es wahr, daß Sie es nehmen, und um den Preis, den ich dafür fordere?'

»Ja,« antwortete der Prinz,« und wenn Ihnen eine größere Summe notwendig sein sollte. . . .«

«Nein, gnädiger Herr,« sagte das junge Mädchen. »Ich brauche dreitausend Frank; dreitausend Frank genügen mir. Übrigens ist auch dieses Kleid nicht mehr als dreitausend Frank wert.«

»Nun,« sagte der Prinz, »haben Sie die Güte, diesen Karton meinem Kammerdiener Jean zuzustellen, den Sie an der Türe mit meinem Kutscher plaudernd finden werden.

Sagen Sie ihm, daß er es in meinen Wagen legen soll, und geben Sie ihm Ihre Adresse, damit ich Ihnen heute noch diese Summe zustellen lassen kann, welche Sie so dringend notwendig zu haben scheinen.«

»O ja!« entgegnete das junge Mädchen, »und ich schwöre es Ihnen, daß nur eine so große Not mich zwingen konnte, mich von dem Kleide zu trennen.«

Indem das arme Kind diese Worte sprach, drückte es mehrmals seine Lippen mit einer Mischung von Freude und von Schmerz, welche das Herz zerriss, auf das Kleid, von welchem sie sich trennen musste. Dann grüßte sie noch einmal Fernande und den Prinzen, und schritt der Türe zu.

»Noch ein Wort!« sagte Fernande,« und verzeihen Sie es zwei Gefühlen, die ich empfinde, und, wie ich glaube, in gleichem Grade, nämlich der Neugierde, die Sie in mir erregt haben, und dem Antheile, den ich an Ihnen nehme. Für wen war dieses Kleid bestimmt?«

»Für mich/Madame.«

»Für Sie?«

»Ja; es war mein Hochzeitkleid.«

Und das junge Mädchen stürzte aus dem Zimmer, einen Seufzer erstickend.

Am folgenden Tage ließ sich der Prinz selbst nach der bezeichneten Adresse führen und fragte nach Cäcilien. Dieses junge Mädchen hatte ihn lebhaft interessiert, er hatte den Vorfall der Kaiserin erzählt, und die Kaiserin verlangte sie zu sehen.

»Mademoiselle Cäcilie?«sagte der Thürhüter.

»Ja, Mademoiselle Cäcilie, ein junges, blondes Mädchen, mit einem blauen Augenpaare, achtzehn bis neunzehn Jahre alt.

Wohnt sie nicht hier, Rue du coq Nro. 5.?«

»O, ich weiß, was der Herr sagen will,« entgegnete der Türhüter; »aber Mademoiselle Cäcilie ist nicht mehr hier. Ihre Großmutter ist vor drei Tagen gestorben und vorgestern wurde sie begraben; gestern war Mademoiselle Cäcilie den ganzen Tag ausgegangen, und diesen Morgen ist sie abgereist.«

»Von Paris?«

»Wahrscheinlich.«

»Nach welchem Lande?«

»Das weiß ich nicht.«

»Wie ist ihr Familienname?«

»Den haben wir nie gehört.«

Der Prinz konnte, obgleich er diese Frage fünf oder sechsmal immer unter einer andern Form wieder erhob, dennoch nicht mehr erfahren.

Acht Tage später trat Fernande in dem: »Philosophen, ohne es zu wissen,« mit einer so wunderbar gestickten Robe auf, daß das Gerücht sich verbreitete, es sei ein Geschenk, welches Sultan Selim der bezaubernden Roxelane gemacht habe.

Und nun wollen wir, da uns unsere Eigenschaft als Geschichtsschreiber das Vorrecht gibt, alle Geheimnisse zu kennen, erzählen, wer dieses geheimnisvolle junge Mädchen war, welches nur einen Augenblick den Prinzen und Fernanden erschienen, und das man in der Rue du coq Nro. 5. nur unter dem Namen Cäcilie kannte.

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