Wallenstein
Octavio Piccolomini
Max Piccolomini
Terzky
Illo
Isolani
Buttler
Rittmeister Neumann
Ein Adjutant
Oberst Wrangel von Schweden gesendet
Gordon Kommandant von Eger
Major Geraldin
Deveroux
Macdonald
Hauptleute in der Wallensteinischen Armee
Schwedischer Hauptmann
Eine Gesandtschaft von
Kürassieren
Bürgermeister von Eger
Seni
Herzogin von Friedland
Gräfin Terzky
Thekla
Fräulein Neubrunn Hofdame der Prinzessin von Rosenberg Stallmeister der Prinzessin
Dragoner
Bediente. Pagen. Volk.
Die Szene ist in den drei ersten Aufzügen zu Pilsen, in den zwei letzten zu Eger.
Ein Zimmer, zu astrologischen Arbeiten eingerichtet und mit Sphären, Karten, Quadranten und anderm astronomischen Geräte versehen. Der Vorhang von einer Rotunde ist aufgezogen, in welcher die sieben Planetenbilder, jedes in einer Nische, seltsam beleuchtet, zu sehen sind. Seni beobachtet die Sterne, Wallenstein steht vor einer großen schwarzen Tafel, auf welcher der Planetenaspekt gezeichnet ist.
Wallenstein. Seni.
Laß es jetzt gut sein, Seni. Komm herab.
Der Tag bricht an, und Mars regiert die Stunde.
Es ist nicht gut mehr operieren. Komm!
Wir wissen g'nug.
Nur noch die Venus laß mich
Betrachten, Hoheit. Eben geht sie auf.
Wie eine Sonne glänzt sie in dem Osten.
Ja, sie ist jetzt in ihrer Erdennäh'
Und wirkt herab mit allen ihren Stärken.
(Die Figur auf der Tafel betrachtend.)
Glückseliger Aspekt! So stellt sich endlich
Die große Drei verhängnisvoll zusammen,
Und beide Segenssterne, Jupiter
Und Venus, nehmen den verderblichen,
Den tück'schen Mars in ihre Mitte, zwingen
Den alten Schadenstifter, mir zu dienen.
Denn lange war er feindlich mir gesinnt
Und schoß mit senkrecht- oder schräger Strahlung,
Bald im Gevierten, bald im Doppelschein,
Die roten Blitze meinen Sternen zu
Und störte ihre segenvollen Kräfte.
Jetzt haben sie den alten Feind besiegt
Und bringen ihn am Himmel mir gefangen.
Und beide große Lumina von keinem
Malefico beleidigt! der Saturn
Unschädlich, machtlos, in cadente domo.
Saturnus' Reich ist aus, der die geheime
Geburt der Dinge in dem Erdenschoß
Und in den Tiefen des Gemüts beherrscht
Und über allem, was das Licht scheut, waltet.
Nicht Zeit ist's mehr, zu brüten und zu sinnen,
Denn Jupiter, der glänzende, regiert
Und zieht das dunkel zubereitete Werk
Gewaltig in das Reich des Lichts – Jetzt muß
Gehandelt werden, schleunig, eh' die Glücks-
Gestalt mir wieder wegflieht überm Haupt,
Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen.
(Es geschehen Schläge an die Tür.)
Man pocht. Sieh, wer es ist.
Laß öffnen!
Es ist Terzky.
Was gibt's so Dringendes? Wir sind beschäftigt.
Leg alles jetzt beiseit', ich bitte dich,
Es leidet keinen Aufschub.
Öffne, Seni.
(Indem jener dem Terzky aufmacht, zieht Wallenstein den Vorhang vor die Bilder.)
Wallenstein. Graf Terzky.
Vernahmst du's schon? Er ist gefangen, ist
Vom Gallas schon dem Kaiser ausgeliefert!
Wer ist gefangen? Wer ist ausgeliefert?
Wer unser ganz Geheimnis weiß, um jede
Verhandlung mit den Schweden weiß und Sachsen,
Durch dessen Hände alles ist gegangen —
Sesin doch nicht? Sag nein, ich bitte dich.
Grad auf dem Weg nach Regenspurg zum Schweden
Ergriffen ihn des Gallas Abgeschickte,
Der ihm schon lang die Fährte abgelauert.
Mein ganz Paket an Kinsky, Matthes Thurn,
An Oxenstirn, an Arnheim führt er bei sich.
Das alles ist in ihrer Hand, sie haben
Die Einsicht nun in alles, was geschehn.
Vorige. Illo kommt.
Weiß er's?
Er weiß es.
Denkst du deinen Frieden
Nun noch zu machen mit dem Kaiser, sein
Vertraun zurückzurufen? wär' es auch:
Du wolltest allen Planen jetzt entsagen,
Man weiß, was du gewollt hast. Vorwärts mußt du,
Denn rückwärts kannst du nun nicht mehr.
Sie haben Dokumente gegen uns
In Händen, die unwidersprechlich zeugen —
Von meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen.
So? Glaubst du wohl, was dieser da, dein Schwager,
In deinem Namen unterhandelt hat,
Das werde man nicht dir auf Rechnung setzen?
Dem Schweden soll sein Wort für deines gelten,
Und deinen Wiener Feinden nicht!
Du gabst nichts Schriftliches – Besinn dich aber,
Wie weit du mündlich gingst mit dem Sesin.
Und wird er schweigen? Wenn er sich mit deinem
Geheimnis retten kann, wird er's bewahren?
Das fällt dir selbst nicht ein! Und da sie nun
Berichtet sind, wie weit du schon gegangen,
Sprich! was erwartest du? Bewahren kannst du
Nicht länger dein Kommando, ohne Rettung
Bist du verloren, wenn du's niederlegst.
Das Heer ist meine Sicherheit. Das Heer
Verläßt mich nicht. Was sie auch wissen mögen,
Die Macht ist mein, sie müssen's niederschlucken,
– Und stell ich Kaution für meine Treu',
So müssen sie sich ganz zufrieden geben.
Das Heer ist dein; jetzt für den Augenblick
Ist's dein; doch zittre vor der langsamen,
Der stillen Macht der Zeit. Vor offenbarer
Gewalt beschützt dich heute noch und morgen
Der Truppen Gunst; doch gönnst du ihnen Frist,
Sie werden unvermerkt die gute Meinung,
Worauf du jetzo fußest, untergraben,
Dir einen um den andern listig stehlen —
Bis, wenn der große Erdstoß nun geschieht,
Der treulos mürbe Bau zusammenbricht.
Es ist ein böser Zufall!
Oh! einen glücklichen will ich ihn nennen,
Hat er auf dich die Wirkung, die er soll,
Treibt dich zu schneller Tat – Der schwed'sche Oberst —
Er ist gekommen? Weißt du, was er bringt?
Er will nur dir allein sich anvertraun.
Ein böser, böser Zufall – Freilich! Freilich!
Sesina weiß zu viel und wird nicht schweigen.
Er ist ein böhmischer Rebell und Flüchtling,
Sein Hals ist ihm verwirkt; kann er sich retten
Auf deine Kosten, wird er Anstand nehmen?
Und wenn sie auf der Folter ihn befragen,
Wird er, der Weichling, Stärke g'nug besitzen? —
Nicht herzustellen mehr ist das Vertraun.
Und mag ich handeln, wie ich will, ich werde
Ein Landsverräter ihnen sein und bleiben.
Und kehr ich noch so ehrlich auch zurück
Zu meiner Pflicht, es wird mir nichts mehr helfen —
Verderben wird es dich. Nicht deiner Treu',
Der Ohnmacht nur wird's zugeschrieben werden.
Wie? Sollt' ich's nun im Ernst erfüllen müssen,
Weil ich zu frei gescherzt mit dem Gedanken?
Verflucht, wer mit dem Teufel spielt! —
Wenn's nur dein Spiel gewesen, glaube mir,
Du wirst's in schwerem Ernste büßen müssen.
Und müßt' ich's in Erfüllung bringen, jetzt,
Jetzt, da die Macht noch mein ist, müßt's geschehn —
Wo möglich, eh' sie von dem Schlage sich
In Wien besinnen und zuvor dir kommen —
Das Wort der Generale hab ich schriftlich —
Max Piccolomini steht nicht hier. Warum nicht?
Es war – er meinte —
Bloßer Eigendünkel!
Es brauche das nicht zwischen dir und ihm.
Es braucht das nicht, er hat ganz recht —
Die Regimenter wollen nicht nach Flandern,
Sie haben eine Schrift mir übersandt
Und widersetzen laut sich dem Befehl.
Der erste Schritt zu Aufruhr ist geschehn.
Glaub mir, du wirst sie leichter zu dem Feind
Als zu dem Spanier hinüber führen.
Ich will doch hören, was der Schwede mir
Zu sagen hat.
Wollt Ihr ihn rufen, Terzky?
Er steht schon draußen.
Warte noch ein wenig.
Es hat mich überrascht – Es kam zu schnell —
Ich bin es nicht gewohnt, daß mich der Zufall
Blind waltend, finster herrschend mit sich führe.
Hör ihn fürs erste nur. Erwäg's nachher.
(Sie gehen.)
Wallenstein. (mit sich selbst redend)
Wär's möglich? Könnt' ich nicht mehr, wie ich wollte?
Nicht mehr zurück, wie mir's beliebt? Ich müßte
Die Tat vollbringen, weil ich sie gedacht,
Nicht die Versuchung von mir wies – das Herz
Genährt mit diesem Traum, auf ungewisse
Erfüllung hin die Mittel mir gespart,
Die Wege bloß mir offen hab gehalten? —
Beim großen Gott des Himmels! Es war nicht
Mein Ernst, beschloßne Sache war es nie.
In dem Gedanken bloß gefiel ich mir;
Die Freiheit reizte mich und das Vermögen.
War's unrecht, an dem Gaukelbilde mich
Der königlichen Hoffnung zu ergötzen?
Blieb in der Brust mir nicht der Wille frei,
Und sah ich nicht den guten Weg zur Seite,
Der mir die Rückkehr offen stets bewahrte?
Wohin denn seh ich plötzlich mich geführt?
Bahnlos liegt's hinter mir, und eine Mauer
Aus meinen eignen Werken baut sich auf,
Die mir die Umkehr türmend hemmt!
(Er bleibt tiefsinnig stehen.)
Strafbar erschein ich, und ich kann die Schuld,
Wie ich's versuchen mag! nicht von mir wälzen;
Denn mich verklagt der Doppelsinn des Lebens,
Und – selbst der frommen Quelle reine Tat
Wird der Verdacht, schlimmdeutend, mir vergiften.
War ich, wofür ich gelte, der Verräter,
Ich hätte mir den guten Schein gespart,
Die Hülle hätt' ich dicht um mich gezogen,
Dem Unmut Stimme nie geliehn. Der Unschuld,
Des unverführten Willens mir bewußt,
Gab ich der Laune Raum, der Leidenschaft —
Kühn war das Wort, weil es die Tat nicht war.
Jetzt werden sie, was planlos ist geschehn,
Weitsehend, planvoll mir zusammenknüpfen,
Und was der Zorn und was der frohe Mut
Mich sprechen ließ im Überfluß des Herzens,
Zu künstlichem Gewebe mir vereinen
Und eine Klage furchtbar draus bereiten,
Dagegen ich verstummen muß. So hab ich
Mit eignem Netz verderblich mich umstrickt,
Und nur Gewalttat kann es reißend lösen.
(Wiederum stillstehend.)
Wie anders! da des Mutes freier Trieb
Zur kühnen Tat mich zog, die rauh gebietend
Die Not jetzt, die Erhaltung von mir heischt.
Ernst ist der Anblick der Notwendigkeit.
Nicht ohne Schauder greift des Menschen Hand
In des Geschicks geheimnisvolle Urne.
In meiner Brust war meine Tat noch mein:
Einmal entlassen aus dem sichern Winkel
Des Herzens, ihrem mütterlichen Boden,
Hinausgegeben in des Lebens Fremde,
Gehört sie jenen tück'schen Mächten an,
Die keines Menschen Kunst vertraulich macht.
(Er macht heftige Schritte durchs Zimmer, dann bleibt er wieder sinnend stehen.)
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На этой странице вы можете прочитать онлайн книгу «Wallensteins Tod», автора Фридриха Шиллера. Данная книга имеет возрастное ограничение 12+, относится к жанрам: «Зарубежная драматургия», «Зарубежная старинная литература».. Книга «Wallensteins Tod» была издана в 2017 году. Приятного чтения!
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